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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Witchy Activities and The Maple Death

Monika Roscher Big Band

Zenna Records/The Orchard-Bertus (Membran) ZENCD3
(64 Min., k.A.)

Auf ihrer dritten Einspielung nach „Failure In Wonderland“ (2012) und „Of Monsters and Birds“ (2016) erfinden die Komponistin, Sängerin und Gitarristin Monika Roscher und ihr verschworener Haufen aus München ein neues Genre: den gotischen Bigband-Jazz. Ansätze dafür hatte es hierzulande schon früher gegeben – etwa in Klaus Königs rockjazzorchestralen Vertonungen von Edgar-Allan-Poe-Texten auf „Black Moments“ aus dem Jahr 2002.
Auch wenn Roscher mit ihren beherzten Tritten auf die Verzerrerpedale und der Liebe für sich wie kämpfende Vampire ineinander verkeilende Ostinati auf eine ähnliche Ästhetik wie König setzt, herrschen bei ihr ganz andere düsterromantische Energien vor. Die Aufnahme ist sozusagen ein Hexenwerk im positivsten Sinne.
Da gilt: Wer sich vom nervösen Stakkato der Bläser und dem unheimlich waldtierhaft röhrenden Baritonsaxofon im Opener „8 Prinzessinnen“ nicht bange machen lässt, wird recht bald mit der Teilnahme an einer irren Walpurgisnacht belohnt. In der sechsteiligen Suite „Witches Brew“ fährt das 18-köpfige Kollektiv so ziemlich alles auf, was ihm im US-Fachblatt Down Beat die zweimalige Berufung in die „Rising Stars“-Kategorie eingebracht hat: die Lust am musikalischen Maskenspiel, der gleichermaßen turbulente wie streng geordnete Tanz zwischen den Stilen sowie die klare Verortung in der Gegenwart. Will heißen: Moderne subsonische Club-Bässe treffen im Bierzelt auf eine Tex-Mex-Band, die gemeinsam mit Tom Waits und Björk auf einem Besen in einem explodierenden Nachthimmel verschwindet. Oder so ähnlich.
Ähnlich beherzt zwischen Technoswing, Art-Rock und Freude am Weltuntergang mäandernd geht es auch in den Nummern „Creatures Of Dawn“, „Queen Of Spades“ oder „A Taste Of The Apocalypse“ zu, bis Monika Roscher und ihre Big Band gegen Ende des Hexensabbats ihre sanftere Seite zeigen. Beim Abschluss „Unbewegte Sternenmeere“ singt die Bandleaderin zum ersten Mal auf Deutsch. Auch das ist schaurig schön.

Josef Engels, 13.05.2023


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