home

N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Władysław Szpilman, Dmitri Schostakowitsch, Mieczysław Weinberg, Sergei Prokofjew

Resilience (Klavierwerke)

Yulianna Avdeeva

Pentatone PTC5187073
(74 Min., 12/2020 & 3/2021)

Musik, die durch seelisch belastende Krisen führen kann, hat die russische Pianistin Yulianna Avdeeva auf ihrem neuen Album „Resilience“ zusammengestellt. Eine persönliche Bewältigungsstrategie, die gerade in diesen Zeiten auf offene Ohren stoßen dürfte. Avdeeva präsentiert auf diesem Album eine schlüssige Auswahl von Werken, die sie auf höchstem Niveau interpretiert. Sie spielt mit einem klaren und präzisen Anschlag und zugleich fein nuanciert.
Leicht, graziös und von feiner Melancholie durchzogen erklingt das nach dem Vorbild Chopin’scher Mazurken komponierte Stück „Mazurek“ von Władysław Szpilman. Durch Roman Polanskis im Warschauer Ghetto spielenden Film „Der Pianist“ wurde der Pole vor rund 20 Jahren weltberühmt. Avdeeva, Gewinnerin des Chopin-Wettbewerbs 2010, näherte sich Szpilmans – kaum bekannten – eigenen Werken an, als sie während der Pandemie auf dem Klavier in seinem Haus spielen durfte (die vorliegende Aufnahme entstand allerdings in den Berliner Teldex-Studios). „Mazurek“, das 1942 im Ghetto entstand, und die 1933 geschriebene Suite „Das Leben der Maschinen“ unterscheiden sich stark voneinander. Szpilmans ironische Auseinandersetzung mit der Technikwelt lässt wegen perkussiver Klänge und häufiger Rhythmuswechsel spontan an Igor Strawinski denken.
Von radikaler Modernität ist auch Dmitri Schostakowitschs erste Klaviersonate op. 12 von 1926. Sie ist Zeugnis einer schwierigen Zeit, in der Schostakowitsch als junger Künstler in der Sowjetunion unter hohem Erwartungsdruck stand. Zwischen Angst und Hoffnung oszilliert Mieczysław Weinbergs ausdrucksstarke Klaviersonate Nr. 4 op. 56 von 1955. Weinberg, dessen Eltern und Schwester dem Holocaust zum Opfer fielen, wurde Anfang der 1950er auch vom Stalin-Regime verfolgt. Der Tod des Diktators rettete ihm offenbar das Leben. Zu hören ist hier außerdem Sergei Prokofjews aufwühlende Klaviersonate Nr. 8 op. 84, eine seiner drei sogenannten „Kriegssonaten“. Prokofjew schrieb das Stück zwischen 1939 und 1944 unter dem Eindruck von Kriegsgräueln und politischer Repression in seiner Heimat. Avdeeva gelingt es bestens, dem dramatischen Gehalt dieser Stücke durch ihr Spiel Plastizität zu verleihen.

Corina Kolbe, 13.05.2023


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


Abo

Top