Tim Mead, das ist der eigentlich immer kerlige Countertenor, der als best buddy des Haupthelden in der zweiten Sängerreihe großer Barockopernproduktionen weltweit steht. Immerhin steht er auch in vielen Konzerten von Monteverdi bis zur Moderne künstlerisch vielgestaltig ganz allein seinen Mann. Warum schafft er es allerdings nie zum ganz großen Star? Vielleicht, weil die ebenmäßige Altusstimme des 41-Jährigen einfach etwas zu gleichförmig tönt, das metallische Timbre bisweilen auch einige Spritzer Essig aufweist?
Dafür hat Tim Mead jetzt – nach einem Solo-Album mit Vivaldi-Arien – schon das nächste Einzelwerk am Start: Er verbreitet „Beauteous Softness“ mit englischer Lautenconsort-Musik von Henry Purcell und seinen Zeitgenossen John Blow, Pelham Humfrey und William Webb. Und dafür hat sich Tim Mead neuerlich mit La Nuova Musica und David Bates zusammengetan.
Die „schöne Weichheit“ sorgt hier wirklich für Ruhe und Innerlichkeit. Jede Expressivität ist nur ein zarter Hauch, man kann sich wunderbar hingeben, chillen auf höchstem elisabethanischem Musizierniveau. Ein herrliches Album zum Relaxen, zum sich Davontragen lassen ist so entstanden, für das gerade Tim Meads geradlinig ungetrübt wie bruchlos durch die Register dahinfließende Stimme ein sicherer Garant ist. Zumal sie auf einer feingeistigen Instrumentalunterlage schwebt, die sehr solide für Wohlklang wie -befinden sorgt. So funkeln hier die tönenden Edelsteine in höchster Harmonie auf einer Kette; ihr Glanz ist fast schon wieder zu harmonisch ebenmäßig.

Manuel Brug, 25.03.2023

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