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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Den Deutsch-Italiener Ermanno Wolf-Ferrari, der gern in Venedig und einem Münchner Vorort lebte, hat sich ins musikalische Gedächtnis eingeprägt als Verfasser spätsommerlicher Buffas, die noch einmal im Geiste Goldonis die Glut und den Witz des Südens, vor allem der Serenissima beschwören; liebenswürdig eklektizistische Musik von meisterlicher Bauart. Doch drei Werke seines Schaffens sind ganz anders, düster, veristischer: das psychologische Volksdrama „Der Schmuck der Madonna“, die bei älteren Tenören beliebte, düstere Dichtersaga „Sly“ und eben das dem französischen Märchen von der „Eselshaut“ nachgebildete Mysterienspiel „Das Himmelskleid“.
Lange war die einzige, im Anschluss an eine Aufführungsserie am Theater Hagen 1996 unter Studiobedingungen eingespielte Aufnahme bei Marco Polo nicht mehr greifbar, jetzt ist sie beim späteren Tochterlabel Naxos neuaufgelegt worden. Und nicht nur lässt sie einmal mehr staunen, was an einem kleinen, aber wagemutigen deutschen Stadttheater musikalisch doch möglich war und ist. Der mal dunkel raunende, dann wieder gleißend hell leuchtende, während des ersten Weltkrieges komponierte, 1927 unter Hans Knappertsbusch uraufgeführte Dreiakter ist zwar kompliziert zu realisieren (die zeitweise Nacktheit der weiblichen Hauptrolle macht es nicht einfacher) aber doch zwischen Strauss und Schreker, Korngold und Hindemith ein interessantes Stück Zeitgeistoper im märchenhaften Gewand. Bis zum Happy End sucht eine Prinzessin einen Bewerber, der ihr Kleider aus Wind, Mond und Sonne besorgt. Dabei hat sie das Kleid schon – durch die Liebe des letzten Kandidaten. Angelina Ruzzafante ist als Prinzessin so süß wie durchschlagskräftig, Sibrand Basa steuert einen tenorleuchtenden Prinzen bei, und auch die anderen Rollen sind charaktervoll besetzt. Spannungsvoll farbig auch das Orchester unter Gerhard Markson.

Matthias Siehler, 11.03.2023


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