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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Das grausame chinesische Märchen „Turandot“, es wurde Giacomo Puccinis Schwanengesang, über dem er starb. Das erlösende Liebesduett zwischen der eisumgürteten Prinzessin und dem fremden Prinzen Kalaf sowie das Finale waren auf 30 Blättern nur angedacht; deshalb war nach Liùs Tod bei der Premiere Schluss, obwohl der Dirigent Arturo Toscanini ein passendes Ende bei Franco Alfano bestellt hatte. Dieses Finale, ein paar Tage später gegeben, war allerdings bereits von Toscanini von 379 auf 270 Takte gekürzt worden. Lange blieben die 109 Takte, etwa acht Minuten Musik, weggesperrt. „Turandot“ aber avancierte als letzte, große italienischen Oper zum Schlager. Daran änderte sich nichts, als der Ur-Schluss gefunden, in den Achtzigerjahren einige Male szenisch gegeben sowie 1990 für eine CD als Einzelnummer aufgenommen wurde.
Antonio Pappano, Italoamerikaner mit britischem Pass, hat sich während seiner erfolgreichen Karriere als ehrlicher Puccini-Liebhaber geoutet. Und so ist es folgerichtig, dass er sich zum Auslaufen seines Vertrages beim Orchester der Akademie St. Cecilia Rom von seinem Label noch eine luxuriös besetzte „Turandot“ hat spendieren lassen. Mit Italiens bestem, maßgeblich von ihm auf diesen Rang gebrachtem Klangkörper und einem spektakulären Cast.
Mit der US-Diva Sondra Radvanovsky, die der Turandot erstaunlich viel Piano-Wärme leiht und Jonas Kaufmann als Calàf, beides Debütanten, geht es furios zur Sache. Und nachdem die zärtliche Liù Ermonela Jaho ihren letzten Todesseufzer getan hat, folgt, erstmals in einer Gesamtaufnahme, das komplette Alfano-Finale. Dieser harmonisch dimensionierte, lyrisch silbrige, noch einmal in weicher Pentatonik funkelnde Schluss ist eine Wucht. Zumal er von Radvanovsky und Kaufmann mit glühender Eleganz und glaubwürdigem Engagement gesungen wird. Und nicht nur da, sondern auch im souverän modernistischen, dabei doch klangsinnlichen Zugriff Pappanos wird deutlich: „Turandot“ kann so viel mehr sein als bleiche Liebes-und-Todes-Parabel und ein Exotik-Abziehbild des Fernen Ostens.

Matthias Siehler, 11.03.2023


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