Partnerlook auf dem Booklet, sie als Herr gar? Und innen das alles von Schwarz auf Weiß gedreht. Doch solches führt in die Irre, auf dieser Aufnahme geht es wohl nicht um Diversität, sondern um Seelenverwandtschaft, Gleichklang auf Augenhöhe zwischen Lied singender Sopranistin und Klavierbegleiter. Er ist auch viel als Solist unterwegs, sie kann Oper, Oratorium und das intime Kleinformat: Sandrine Piau und David Kadouch, beide Franzosen aus Überzeugung, haben sich jetzt also für ein Lied-Album mit 19 Gesängen und zwei Klavierstücken zusammengetan. Sein Titel: „Voyage intime“.
Und es ist wirklich eine persönliche Reise geworden, mit Franz Liszt und Hugo Wolf, Franz Schubert und Clara Schumann, Henri Duparc, Lili Boulanger, Claude Debussy. Eine bilinguale Erkundung neuer Horizonte als Begegnung, der Suche nach fantastischen wie unerreichbaren Orten, „bis hin zum letzten Weg in den Tod“, als „eine Landkarte unserer Sehnsüchte, unserer Schwierigkeiten“.
Das hört sich als Selbstauskunft hübsch an, das Ergebnis klingt ernüchternder. Die Piau hatte nie eine füllige, variantenreiche, eher eine gläsern-zarte, sehr eigenwillig instrumental geführte Stimme. Dafür, dass sie fast auf die Sechzig zugeht, hat sie sich für eine lyrische Sopranistin ihr Instrument extrem gut bewahrt. Doch als Interpretin gerät ihr das Disparate – einige gehören zu den berühmtesten Liedern, manche sind dagegen eher unbekannte – ein wenig zu gleichförmig, zu vorhersehbar. Und ihr Tastenpartner kann das nicht korrigieren, muss sich unterordnen. So plätschert das nett dahin, aber diese Reise fesselt nicht, sie vermag von den Wanderungen der Seele nur allzu wenig zu erzählen.

Matthias Siehler, 04.02.2023

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