home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Paul Hindemith

Symphonia Serena, Sinfonie "Die Harmonie der Welt"

Gewandhausorchester, Herbert Blomstedt

Decca 0 28945 8992 4
(67 Min., 4/1996, 6/1997) 1 CD

Als gelassener, souveräner Klassiker präsentiert sich Paul Hindemith in den beiden auf dieser CD eingespielten Sinfonien. So komponiert einer, der nicht nur sein Handwerk beherrscht, sondern dem es auch Freude macht und der sich und anderen nichts mehr beweisen muss. Eine abgeklärtere Musik als die 1946 vollendete "Symphonia Serena" ist zu jener Zeit wohl nicht geschrieben worden. Und seinen Humor hat Hindemith in dieser "heiteren Sinfonie" auch nicht vergessen, etwa im zweiten Satz, einer Glosse über Beethovens "Yorkschen Marsch". Aber dieser Humor klingt nicht mehr so ätzend wie früher, sondern zwinkert nur ganz leicht.
Herber, gelegentlich fast brutal in ihren Kraftaufwendungen und altmeisterlich polyfon gestaltet Hindemith die Sinfonie "Die Harmonie der Welt", nach der Oper über den Astronomen Johannes Kepler. Wenn im letzten Satz, nach einer kunstvollen Passacaglia inklusive Fugato, im x-fachen Forte die Glocken klingen, dann ist natürlich schon etwas Pathos im Spiel. Aber man nimmt Hindemith die Apotheose ab, da sie nicht Effekt, sondern logischer Endpunkt der thematischen Entwicklung ist.
Warum nur ist Hindemiths Orchestermusik noch immer so unpopulär? Vielleicht weil sie sich so vergleichsweise unspektakulär gibt – oder weil konrapunktische Künste immer hörbar Teil des Ganzen sind? Oder weil sie selten wirklich überzeugend interpretiert wird, als packende, dramatische oder eben auch humorvolle Musik. Herbert Blomstedt bietet ein überzeugendes Plädoyer für die beiden unterschätzten Meisterwerke; seine Interpretationen werden der kompositorischen Substanz ebenso gerecht wie, in der "Harmonie der Welt", den Extremen zwischen Gewalt, melancholischer Entsagung und tönender Philosophie. Die "Symphonia Serena" meistert er mit untrüglichem Gespür für die leisen Töne und trockenem, wenngleich gelegentlich etwas zu trockenem Humor. Hindemith selbst fand auf seiner Aufnahme (EMI, gestrichen) mehr Zwischentöne. Dafür steht Blomstedt mit dem Leipziger Gewandhausorchester ein vorbildliches Orchester zur Verfügung.

Thomas Schulz, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top