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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Francis Poulenc

La voix humaine, Sinfonietta

Véronique Gens, Nationalorchester Lille, Alexandre Bloch

Alpha/Note 1 ALP899
(71 Min., 1/2021)

Im zugegeben gar nicht mehr so jugendfrischen Alter von 56 Jahren ist die feine Französin Véronique Gens als lyrische Sopranistin mit einem Schuss Edelbitter in der toll bewahrten Stimme immer noch sehr präsent; auch dank kluger partnerschaftlicher Kooperationen, die sie schon frühzeitig eingegangen ist. Von ihren Barock-Mitstreitern halten ihr nach wie vor die Dirigenten Christophe Rousset und Hervé Niquet die Treue, auch als souverän gefühlvolle wie frivole, mal romantische, mal operettige Wiederentdeckungsheldin der Stiftung Palazzetto Bru Zane steht sie gegenwärtig hoch im Kurs. Und nun funkelt Gens auch als Vokalzentrum, wo sie als gebrochene Frau glänzen kann.
Denn als eine der besonders berufenen Botschafterinnen der Mélodie und des Chansons scheint sie wie geschaffen für den traditionsgemäß stargespickten Telefonhörer von Francis Poulencs und Jean Cocteaus Monodrama „La voix humaine“. Unter der dirigentisch diskreten Mithilfe von Alexandre Bloch und des Nationalorchesters Lille durchläuft sie alle Höhen und Tiefen einer per Telefon von ihrem Liebhaber verlassenen Frau – ohne freilich gänzlich die Contenance zu verlieren. Anrührend, zärtlich und groß, wie sie sich hier in dem 1930 erschienenen, 1959 vertonten Monolog einer übergriffigen wie traurigen Egomanin an die unsichtbare Strippe klammert, wie sie barmt, hofft, verzweifelt, ihr Unglück über den treulos am Telefon Schluss machenden Geliebten in die Nacht des amourösen Vergessens hinausträgt. Nach dem einsamen Kampf mit der „schrecklichen Waffe“ heutiger Kommunikation, die durch den Handygebrauch eher noch gesteigert wurde, gibt es als frohgemuten Nachschlag die aufgekratzte Sinfonietta Poulencs. Und die wird fröhlich swingend ihren Rausschmeißerqualitäten gerecht.

Matthias Siehler, 21.01.2023


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