Mit dem drei Alben umfassenden dritten Teil beendet William Youn seine Gesamtaufnahme von Franz Schuberts 21 Klaviersonaten, für die er nicht nur die vollständig überlieferten Werke berücksichtigte, sondern auch Fragmente wie die Sonate f-Moll D 625 oder die Sonate E-Dur D 157. Wie bereits die beiden vorangegangen Teile offenbarten, zielt Youn anders als etwa Alfred Brendel nicht darauf ab, die seelischen Abgründe in Schuberts Musik darzustellen, die Trostlosigkeit und die Erschütterung. Vielmehr ist seine Annäherung an Schubert von Optimismus geprägt, wie etwa seine lebensbejahende Deutung des Kopfsatzes der frühen Es-Dur-Sonate zeigt.
Grundlage für William Youns Interpretationsansatz bildet das kantable Spiel, das auf Schuberts Lieder zurückgreift. So gibt es viele Passagen, in denen der 40-jährige Koreaner seinen warm intonierten Bechstein-Flügel wunderbar zum Singen bringt, etwa im zweiten Satz der C-Dur-Sonate D 840 „Reliquie“. Trotzdem verharmlost Youn dessen Musik nicht. So zeigt er etwa in den ersten beiden Sätzen der großen und großartigen Sonate a-Moll D 845 viel Sinn für packende dramatische Steigerungen. Manchmal könnte man sich etwas mehr gestalterische Freiheit vorstellen: ein deutlicheres Zögern vor einer unerwarteten Harmonie, ein überraschendes Pianissimo. Dennoch gelang hier eine insgesamt stimmige Gesamteinspielung, die die Extreme meidet, aber nicht langweilt.

Mario-Felix Vogt, 17.12.2022

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