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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Ein schönes, ein überraschendes Album. Hans Sommer (1837–1922) ist zwar als Komponistenname geläufig, aber in der Musikgeschichte bekannt wurde der im Hauptberuf als Mathematiker und Rektor des Braunschweiger Polytechnikums Arbeitende eher als Mitbegründer der späteren GEMA, wo er sich mit Richard Strauss neuerlich vereinte, der schon früh, in seiner Weimarer Zeit, einige Stücke auf den Klangkollegen hielt. Als in der Fachwelt anerkannter Spezialist für Linsensysteme leistete Sommer zudem wichtige Entwicklungsarbeit für die Voigtländer-Werke seines Stiefvaters.
Mit dem daraus verdienten Geld widmete er sich ab den 1890er-Jahren ausschließlich der Musik. Bereits sein Opus 1 waren Lieder, und jetzt tauchen 22 bisher kaum gespielte, bis auf eine Ausnahme erstaufgenommene Orchesterlieder auf. Sie sind alle selbst orchestriert und stammen zum Teil aus Sommers Oper „Lorelei“, gehen auf seine enge Goethe-Beschäftigung zurück, oder geben sich einfach volksliedhaft wie die dem „Rattenfänger“-Zyklus „Hunold Singuf“ entnommenen Stücke für Kammerorchester.
Es sind souverän ruhige, konservativ-gelungene Werke, mit ein wenig Leitmotivik in der Melodieführung, meist natürlich deklamierendem Sprachduktus, die Sommers letzten Lehrer Franz Liszt durchscheinen lassen. Bestmöglich wurden sie nun eingespielt mit dem satt klingenden Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter dem animierenden Guillermo García Calvo. Ein Vokalquartett bester deutscher Liedsänger ist zudem aufgeboten. Mojca Erdmann nimmt sich mit gläsernem Sopran der schwebend-zarten Lorelei-Gesänge an, Anke Vondung leiht ihren leicht-nachhaltigen Mezzo, Mauro Peter tönt in nur zwei Nummern tenorfein. Am stärksten wirkt aber Benjamin Appl, der hier lohnende Interpretationsaufgaben für seinen lyrisch-markanten, ausdrucksfähigen Bariton findet.

Matthias Siehler, 05.11.2022


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