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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Diese Aufnahme von Georg Friedrich Händels später „Theodora“ von 1750 ist ein barockes Oratorienfest. Und das, obwohl die angeblich wahre Geschichte einer christlich tugendsamen Märtyrerin, die 304 unter Kaiser Diokletian in Antiochia aufrecht den Glaubenstod starb, ohne viel Anhübschung sehr geradlinig erzählt wird. Selbst Händelforscher Winton Dean nennt die Titelheldin, die kurz in Gefahr ist, sich im Namen von Jesus im Venustempel prostituieren zu müssen, „eine der unerträglichsten Tugendboldinnen“. Ganz so schlimm kommt es nicht, die Liebe zu einem römischen Konvertiten erleichtert ihr den gemeinsamen Tod. Musikalisch ist das, freilich ohne echte Arien-Hits, vom Händel-Feinsten und -Zartesten.
Maxim Emelyanychev am Pult des mit 28 Musikern und 16 als Chor neugeformten Stimmen angetretenen Ensembles il Pomo d’Oro entwickelt das Werk hurtig und doch gelassen, vokal aufblühend, klug disponiert, ohne knallige Kontrastdramatik. „Theodora“-Stars sind die mädchenhaft standhafte Titelheldin der jubilierenden, zarten Lisette Oropesa und der verliebt leidenschaftliche, ebenfalls eher entrückt verhaltene Didymus. Den singt Countertenor Paul-Antoine Bénos-Djian mit hellem, kompakten Trompetentimbre. Joyce DiDonato, oft klanglich vom Chor hinterfangen, ist Irene, das gute Christengewissen, die Mahnerin. Makellos sind nach wie vor ihr schön ausgekostetes Legato, die nach innen gerichteten Piani, eine entrückte vokale Gewissheit und nachhallende Tiefe. Als liebenswürdiger Römerfreund Septimus bringt Michel Spyres seinen füllig dunklen, doch beweglichen Tenor ein. John Chest gibt dem Unsympathen Valens einen kontrastreichen, dynamisch flexiblen, nicht großen, aber plastischen Bariton.

Matthias Siehler, 29.10.2022


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