„God save the King” tönt es ganz aktuell gleich am Anfang dieses Albums, und man bewundert die monumentale Fülle des vokal-instrumentalen Sounds, der aus den Boxen kommt: Es handelt sich dabei nicht zuletzt um ein kompositorisch-strukturell hervorgerufenes, von Georg Friedrich Händel anlassgemäß ganz bewusst kreiertes Phänomen, aber die Besetzung, die Hervé Niquet für seine Einspielung von Händels „Coronation Anthems“ und dem „Dettingen Te Deum“ zusammengestellt hat, ist tatsächlich auch bemerkenswert groß. Insgesamt etwa 80 Personen bringt er in Chor und Orchester auf die Bühne, und besonders der kraftvolle Bläsersound (fünf erste und fünf zweite Oboen, sechs Fagotte, acht Trompeten) entfaltet eine eindrucksvolle Wucht. So werden uns Glanz und Gloria des British Empire anhand der überaus wirkungsvoll konzipierten Partituren jenes in Deutschland geborenen und in Italien gereiften Dauergastes George Frideric Handel vor Ohren geführt, der sein Handwerk wahrlich verstanden hat. Würden wir nicht auch seine Kammermusik kennen, dann würde eine solche Ansammlung von Pracht vielleicht nicht ausschließlich freundschaftliche Gefühle für den Meister evozieren. Aber mit dem gesamten Spektrum seines Schaffens im Blick können wir diese gute Stunde Pomp durchaus genießen, und wir verstehen, dass Hervé Niquet erklärtermaßen große Freude an diesem einzigartigen Projekt gehabt hat.

Michael Wersin, 08.10.2022

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