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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Gustav Mahler

Sinfonie Nr. 9

Symphonieorchester des BR, Sir Simon Rattle

BR Klassik/Naxos 900205
(79 Min., 11/2021)

Ausflüge und Neuanlandungen führten bei Sir Simon Rattle oft zu den inspiriertesten Interpretationen. So war es in Berlin, London, so mag man es auch bei diesem Auftakt zu einem möglichen Mahler-Zyklus mit dem Symphonieorchester des BR erwarten. Das vorangegangene „Lied von der Erde“ war freilich kein Meisterstück, und bei dieser Neunten überwiegt zunächst der Eindruck, dass live einiges drunter und drüber geht. Ungewöhnlich ist das bei dem Kontroll-Freak Rattle, der nach anfänglichen Koordinationsmühen erst im 2. Satz eine dann beachtliche Schrundigkeit, Herbheit und fast Grobianik erzielt; so wie der „etwas täppisch und derb“ aufzuführende Ländler es verlangt.
Es wäre Rattles erster integraler Mahler-Zyklus, wenn es denn dazu kommt. In Birmingham wie Berlin wurde man nicht komplett, während Rattle von der Neunten sowohl mit den Berliner wie den Wiener Philharmonikern schon Aufnahmen vorweisen kann. Warum also dieser Anfang vom Ende her?! Der 3. Satz schnurrt ab wie geölt, der existenzielle Schluss-Satz – ein Höhepunkt in Mahlers Œuvre überhaupt – wirkt innerlich gebremst und irgendwie gedeckelt.
Insgesamt überwiegt der Eindruck hoher Professionalität, ein echter Standpunkt ist nicht erkennbar. Dies ist ein gut ‚gerahmter‘, vom Extremismus eines Leonard Bernstein oder der Stacheligkeit John Barbirollis abrückender, mithin klassisch temperierter Mahler. Ganz so, wie viele Dirigenten der letzten Jahre ihn als Klassiker fürs Kernrepertoire zu reklamieren suchten.
Die eigene Stereo-Anlage muss man – wie bei neueren Aufnahmen leider üblich geworden – bis zum Anschlag aufdrehen, um einigermaßen Lautstärke zu erzielen. Da das Symphonieorchester des BR einen ‚gemischten‘ Mahler-Zyklus (unter Jansons, Haitink u. a.) erst kürzlich abgeschlossen hat, scheint das Ganze – als Prestigeprojekt und Begrüßungsakt für den neuen Chefdirigenten – zwar erklärlich. Aber wenig zwingend.

Robert Fraunholzer, 08.10.2022


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