Alpha/Note 1 ALP560
(71 Min., 6/2021)
Von den vier Cellowerken, die das norwegische Duo Truls Mørk und Håvard Gimse aufgenommen hat, ist die Sonate von Frank Bridge sicherlich das unbekannteste. Dabei steht sie von ihrer Ausdruckstiefe her den drei berühmteren Stücken in nichts nach. Und Bridge verteilte den melancholischen Habitus, das spätherbstliche Melos sowie das Sehnsüchtige, das zugleich stürmisch-zweifelnde Züge in sich trägt, ungemein intensiv und bei aller scheinbaren Vertrautheit ohne jegliche Floskel auf zwei episch lange Sätze. Immerhin nehmen sie zusammen jetzt eine Spielzeit von genau 25 Minuten ein! Zusammen mit seinem Klavierpartner Håvard Gimse zieht Truls Mørk den Hörer nun geradezu in diese Klangwelt hinein. Und zwar dank der hohen Kunst, das Hochemotionale dieser Musik nie ins Pathetische umkippen zu lassen, sondern es einfach dem fein gestaffelten Notenbild zu entlocken. Wobei natürlich Truls Mørks wohltimbriertes Cello am Gelingen einen erheblichen Anteil hat: Es ist immerhin ein Montagnana-Cello von 1720, das zuvor Mørks altem Lehrer Heinrich Schiff gehört hat. Die Balance zwischen technischem Anspruch, der nie ins leer Virtuose abgleitet, sowie der mal lyrischen, mal aufbrausenden Leidenschaft gelingt diesem Duo aber (schon fast erwartungsgemäß) gleichermaßen in drei weiteren Meisterwerken der klassischen Moderne. Wobei der Weg über Debussys Cello-Sonate sowie Leoš Janáčeks Cellomärchen „Pohádka“ schon fast bei Benjamin Britten und seiner großen C-Dur-Sonate münden muss. Schließlich war Britten einst Schüler von Frank Bridge.
Guido Fischer, 01.10.2022
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