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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johannes Brahms

Sinfonien Nr. 1 - 4

Dänisches Kammerorchester, Adam Fischer

Naxos 8.574465-67
(152 Min., 5,7&9/2021, 2/2022) 3 CDs

Adam Fischer liebt Gesamtaufnahmen und er hat eine besondere Vorliebe für die Wiener Klassik. Als einziger Dirigent weltweit hat der Ungar alle Sinfonien Haydns, Mozarts und Beethovens und zuletzt auch Gustav Mahlers in exzellenten Interpretationen eingespielt, und jetzt mit 73, folgt die Tetralogie von Johannes Brahms. Während er die hypertrophen Weltentwürfe Mahlers mit den großformatig besetzten Düsseldorfer Symphonikern anging, kehrte er für die Sinfonien des deutschen Spätromantikers zu dem deutlich kleineren Dänischen Kammerorchester zurück, das er seit 25 Jahren als Chefdirigent betreut. Es gehe ihm diesmal um die „kammermusikalischen Aspekte“ dieser Werke, betont er im Booklet, und deshalb ergründet er deren innere Vielfalt diesmal mit nur 30 Streichern anstatt des sonst üblichen Riesenapparats. Und so ist es zunächst der ungewohnt schlanke, frische, ja konturenreich geschärfte Orchesterklang, der bereits in den ersten Takten der c-Moll-Sinfonie die sonst übliche wuchtige Opulenz in eine martialisch drohende, stringente Vorwärtsbewegung verwandelt, die so gebündelt viel gefährlicher klingt als im üblichen Breitwandsound. Dazu kommt, dass Fischer in allen vier Sinfonien mit erstaunlich schnellen, drängenden Tempi das enorme innere Ausdruckspotenzial beschwört und Spannungskurven freisetzt, wie man sie so bisher kaum zu hören bekam. Als ginge es ihm darum, Brahms strenge, dunkle Strukturen gleichsam „unter Strom“ zu setzen, sie rabiat mit frischer Lebensenergie aufzuladen. So rauscht die sonst so versöhnliche Vierte wie ein Sturmwind in rekordverdächtigen 34 Minuten an uns vorbei und verbreitet pure Aufbruchstimmung, während der Schlusssatz der Dritten geradezu dämonische Energien freisetzt. Fischer verwandelt hier den reifen Sinfoniker Brahms in einen wilden jugendlichen Rebellen, und so legt er das unglaubliche dramatische Potenzial dieser Werke frei und befreit ihn aus den Fesseln eines konservativen Traditionalisten. Wer die „Wiener Klassik“ so in sich aufgesogen hat wie Fischer, hat vielleicht einen anderen, mehr geschärften Blick auf die nachfolgende Musik.

Attila Csampai, 24.09.2022


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