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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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„Playground“

Camille Bertault, David Helbock

ACT/Edel 1099512AC1
(53 Min., 12/2021)

Sie ächzt, sie schnalzt, sie ist mal todtraurige Barkraft, mal Operndiva und gelegentlich eine Comicfigur. Wenn man die französische Sängerin Camille Bertault hört, kann einem der österreichische Pianist David Helbock fast leidtun. Wie soll das Klavier, das trotz Pedalarbeit und Anschlagsnuancen im Vergleich zu den Ausdrucksmöglichkeiten der menschlichen Stimme ja doch arg benachteiligt ist, im Duo-Kontext gegen so etwas ankommen?
Einfache Antwort: Indem der Flügel selbst zu einem wolpertingerhaften „Fabelwesen“ wird, wie eines der Stücke auf dem ersten gemeinsamen Album von Bertault und Helbock heißt. Mithilfe von Effektgeräten, die einen unwirklichen Hallglitzer auf die Töne legen oder Begleitfiguren zu sich verselbstständigenden Loops machen, aber auch mit handfesten Eingriffen auf die Saiten und den Korpus verwandelt der Österreicher sein Instrument zu einem gleichberechtigten Partner der außerordentlich wandelbaren Vokalistin.
Wobei es wohl auch nicht von Nachteil ist, dass die beiden über ähnliche Musikvorlieben verfügen – etwa Egberto Gismontis Brasil-Jazz, der mit wendigen Vokalisen und improvisierter Percussion zum Leben erweckt wird („Frevo“), Billie Holiday („Good Morning Heartache“ wird bei ihnen zu „Bonsoir mal de coeur“) oder Alexander Skrjabin (dessen cis-Moll-Etüde op. 2/I sich wie eine Séance ausnimmt).
Wenn man dann noch den Sinn für Humor und die Lust am mutwillig Verspielten hinzunimmt, wird deutlich: Hier haben sich zwei seelenverwandte Stimmen des neuen europäischen Jazz gesucht und gefunden. Jo mei Dieu!

Josef Engels, 03.09.2022


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