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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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„The Next Door“

Julia Hülsmann Quartet

ECM/Universal 4807370
(60 Min., 3/2022)

Da geht einem das Herz auf. Mit klaren Akkorden eröffnet Julia Hülsmann „The Next Door“, und so einfühlsam, wie sich der Kontrabassist Marc Mühlbauer, der Schlagzeuger Heinrich Köbberling und der Tenorsaxofonist Uli Kempendorff einklinken, entführt das Album in eine Welt der musikalischen Intimität, des Aufeinander-Hörens, der Spannung zwischen Komposition und Improvisation. Selbst in seinem weichen, verschlungenen Solo bleibt Kempendorffs Energielevel auf dem Niveau der gesamten Band: Er ragt nicht als etwas Besonderes heraus, sondern bleibt einer unter Vieren.
„The Next Door“ ist keine Produktion, zu der sich drei Musiker und eine Musikerin kurzfristig zusammenfanden, probten und aufnahmen. Die zwölf im Studio La Buissonne aufgezeichneten Titel sind das Gemeinschaftswerk eines in sich stimmigen, bestens aufeinander abgestimmten Quartetts, in dem zwar jeder eine eigene Stimme, Rolle und Funktion hat, diese jedoch so sensibel in den Fluss des Musizierens bettet, dass eine wohl abgerundete, von einem Ensemblegeist getragene Ensembleatmosphäre aufkommt. Dabei wird „Polychrome“ durch den Wechsel der Instrumentenkombinationen und die einerseits bestimmte, andererseits unaufdringliche Spielhaltung zum duftig-vielschichtigen impressionistischen Klanggemälde, während „Wasp at The Window“ die wachsende Nervosität des Insekts von Klangtupfern über das verzweifelte Anfliegen gegen die Scheibe bis zur Erschöpfung nachempfindet. In „Lightcap“ steigern sich knappe Gedankenlinien zum funkelnden Finale.
Jeder Titel erzählt eine kleine Geschichte. Zehn Themen stammen aus der Band; „Jetzt noch nicht“ gibt es sowohl als Duett von Hülsmann und dem Tenorsaxofonisten Uli Kempendorff als auch mit dem vollständigen Quartett. Mit der einzigen Fremdkomposition, „Sometimes It Snows in April“ aus Prince’s Album „Parade“, verneigt sich das Quartett vor dem Ausnahmemusiker und lässt den Song als gefühlvolle, tief melodiöse Ballade aufblühen. Die Abfolge der Titel lässt zudem ein flexibles Spannungsband entstehen, das die Spieldauer von einer Stunde wie im Flug vergehen lässt.

Werner Stiefele, 27.08.2022


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