Nein, das ist nicht etwa ein abgewandeltes Horváth-Theaterstück als „kleiner Totentanz“ zum Singen. „Glaube, Hoffnung und Liebe“ heißt eines der weniger bekannten Schubert-Lieder auf einen Text von Christoph Kuffner, mit dem der junge deutsche Bariton Samuel Hasselhorn, gegenwärtig in Nürnberg im Festengagement, sein neues, spielzeitprallvolles Album einleitet. Wieder ist der bewährte, schmiegsam fein begleitende, aber durchaus auch akzentgeschärfte Pianist Joseph Middleton mit im Lied-Boot, und gemeinsam durchschiffen sie nach ihrem Schumann-Album nun ein wenig die Tiefen und Untiefen des anderen großen deutschsprachigen Lied-Romantikers. Es kann so einfach und gut sein: Hier gibt es nicht viel Motto und Konzept, Bekanntes und Obskures mischen sich, auch einige nie gefährlich lange Strophenlieder sind dabei. Hasselhorn hat dieses pure Lied-Gen, diese Kommunikations-Göttergabe, das unaufdringliche Mitteilungsbedürfnis und bannende Erzählen, dem man ab dem ersten Ton fasziniert zuhört. Weil seine Stimme so angenehm natürlich wohlgerundet in allen Lagen tönt, trotzdem wandelbar ist, viele Farben auf der Palette hat. Spätestens seit dem Gewinn des Concours Reine Elisabeth 2018 in Brüssel hat er sich international einen Namen als Lied- wie Opernsänger gemacht; Middleton war sein damaliger Wettbewerbspianist. „Diese Lieder sollen uns an die wichtigen Dinge und Werte erinnern, die uns in letzter Zeit von Angst, Neid oder Hass verloren gegangen zu sein scheinen. Sie sollen auch Erinnerungen wecken …“, wünscht sich Samuel Hasselhorn. Und begeistert mit bekannten Titeln wie „Der Zwerg“ oder „Auf dem Wasser zu singen“ oder „Lied eines Schiffers an die Dioskuren“ – immer wölben sich sehnsuchtsvoll die Legatobögen. Man möchte immer mehr …

Matthias Siehler, 23.07.2022

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