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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Liszt

„Septem Sacramenta“

Chœur Altitude, Ensemble Gilles Binchois, Dominique Vellard

Évidence/hm-Bertus EVCD 089
(69 Min., 8/2021)

Ein geläuterter Mann von Welt, der sich in den Glauben zurückzieht. Ein weltberühmter Virtuose, der in Rom zum katholischen Abbé wird. Man kann dies natürlich als eine der erstaunlichen Häutungen des Franz Liszt abtun, der diverse Liebschaften und drei uneheliche Kinder hatte, darunter Cosima Wagner. Aber dessen spätes, eben genau aus dieser Situation heraus entstandene Chorwerk spricht musikalisch eine ganz andere Sprache. Schlicht, zart, vergeistigt, doch dabei von erstaunlich harmonischer Experimentierfreude, begnügt sich hier der Komponist eines patriotischen Monumentaloratoriums wie der „Legende von der heiligen Elisabeth“ mit einem kleinen Chor a cappella oder mit Harmonium, um in Chören, Motetten, auch dem Weihnachtslied „O heilige Nacht!“ meist lateinisch eher verhalten durchsichtig Gotteslob zu singen. Ab 1856 wuchs dieser nach wie vor viel zu wenig bekannte Werkkatalog, der zudem versuchte, getreu der neuen Cäcilischen Richtung die religiöse Musik zu reformieren, um ihr wieder einen angemessenen Platz im Kultus zu vermitteln: Liszt glaubte an die göttliche Botschaft, gab ihr Klänge, die von sprachlichen Besonderheiten und innovativer Kühnheit zeugen. Der französische Chorleiter Dominique Vellard, der sich sonst eigentlich mit viel älterer Kirchenmusik beschäftigt, sieht hier freilich einen Anknüpfungspunkt an die Gregorianik. Deshalb widmet er sich auf „Septem Sacramenta“ diversen Liszt-Stücken aus den Jahren 1869–84: Darunter sind der (hier nicht eingespielte) 14-teilige „Via Crucis“ und die für diese CD mit dem Chœur Altitude und dem Ensemble Gilles Binchois titelgebende, eben siebenteilige Komposition. Christliche Hoffnung auf Erlösung und die Essenz von Liszts musikalischem Denken sollten hier zusammenfließen. Die romantische Passion von früher sollte eine keusche werden. Zumindest musikalisch ist das fein gelungen.

Matthias Siehler, 16.07.2022


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