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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Robert Schumann

Klavierquartette, „Märchenerzählungen“

Dvořák Piano Quartet

Supraphon/Note 1 SU 4305-2
(76 Min., 10 & 12/2021)

Es ist kaum bekannt, dass Robert Schumanns berühmtes Klavierquartett Es-Dur op. 47 kein Einzelstück ist, sondern ein Schwesterwerk hat: 1828, als 18-jähriger Neuankömmling in Leipzig, hat Schumann im neuen Freundeskreis seinen Einstand mit einem „Klavierquartett c-Moll“ gegeben, das er später zu einer Sinfonie umarbeiten wollte, dann aber doch nie mehr zur Hand nahm. Als „WoO 32“ schlummerte das Stück bis 1978 im Archiv, ehe es nach seiner ersten Aufführung wieder zum Erklingen kam. Umso erstaunter ist man beim Hören dieser Musik aus Schumanns Jugendtagen, die schon ein hohes Maß an Kreativität erkennen lässt – zumal in einer so kraftvollen, frischen und stürmisch drängenden Interpretation wie der vorliegenden vom Dvořák Piano Quartet. Kein Wunder, dass Schumann sein Jura-Studium, wegen dem er nach Leipzig hatte kommen dürfen, bald an den Nagel gehängt oder überhaupt nie begonnen hat.
Die Gegenüberstellung des Jugendwerks mit dem reifen, bekannten Klavierquartett Es-Dur von 1842 fokussiert natürlich die Erwartungshaltung an die Interpreten, hier etwas Besonderes zu Gehör zu bringen, das die oft gehörte Musik neu erleben lässt. Das gelingt teilweise: Im wundervollen dritten Satz etwa ertönt die eine oder andere Streicherkantilene mit besonderem Schmelz. Andernorts, im virtuosen Getümmel der Ecksätze, passiert die eine oder andere kleine Ungenauigkeit oder, im Eifer des Gefechts, hier und da mal eine kleine Grobheit. Der eher kräftige Zugriff auf die Partituren scheint eines der markanten Merkmale des Dvořák Piano Quartet zu sein – auch in den „Märchenerzählungen“ op. 132, die den beiden Quartetten zwischengeschaltet sind, wird dies deutlich. Der Rezensent ist schwankend in seiner endgültigen Bewertung: Es hat durchaus etwas für sich, nicht zimperlich, sondern zupackend mit den entsprechend angelegten Teilen dieser Musik umzugehen. Freilich, hier nicht mit voller Aufmerksamkeit zuzuhören wäre wenig bekömmlich: Man muss sich auf ein durchaus aufrüttelndes Musikerlebnis einlassen, das einen voll und ganz beansprucht.

Michael Wersin, 16.07.2022


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