Ist ein Musiker besonders virtuos? Oder in irgendeiner Form innovativ? Unterscheidet ihn etwas Besonderes vom Gros seiner Kollegen? Oder schafft er es einfach, seine Hörer durch eine besondere Atmosphäre zu berühren? Zu dieser letzten Gruppe zählt der Gitarrist Wawau Adler, der seit mehr als 40 Jahren sein Publikum mit einer Musik unterhält, die am Beginn seiner Karriere noch „Zigeunerjazz“ hieß und die er selbst inzwischen als Gypsy-Swing oder Jazz Manouche bezeichnet. Also mit jener Form des Gitarrenswings, die an das Spiel des legendären Gitarristen Django Reinhardt anknüpft und doch ganz anders als dessen bahnbrechende Fusion aus der Musiktradition der Sinti und Roma klingt.
Auf dem Album „I Play with You“ stehen ihm seine regulären Quartettpartner zur Seite: der mit wunderbaren Melodievariationen brillierende Geiger Alexandre Cavaliere, der Rhythmusgitarrist Hono Winterstein und der Kontrabassist Joel Locher. Als Gast dieser bestens eingespielten Gruppe übernahm Denis Chang die Rolle eines zweiten Rhythmusgitarristen. Und was machen die fünf? Nun, sie swingen, und zwar teuflisch, lustvoll, vergnügt und beseelt. Dass Adler bei seinen fantasievoll die Themen ausbauenden Soli häufiger zur Elektrogitarre greift und an das Spiel von Wes Montgomery, Joe Pass und Herb Ellis anknüpft, passt bruchlos in dieses geringfügig modernisierte Konzept des Gitarrenswings.
Zwölf Titel enthält das Album, darunter mit „Cherokee“, „What is this Thing Called Love“ und „Chicago“ drei Jazzklassiker sowie Sacha Distels „La belle vie“, Django Reinhardts „Manoir de mes rêves“ und „Le soir“ von Luis Gasté. Die übrigen sechs entstammen Wawau Adlers Fantasie. Bestens abgefedert von der Rhythmusgruppe umspielen Adler und Cavaliere die Themen mit einer Fülle von melodischen Variationen: ein Vergnügen.

Werner Stiefele, 25.06.2022

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