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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Sebastian Bach

Bach Concertos: „Lost and Found“

Die Freitagsakademie

dhm/Sony 19658710732
(48 Min., 11& 12/2021)

Experimentieren mit Johann Sebastian Bachs Concerto-Sätzen: Eine Quelle endlosen Vergnügens. Legitimiert ist dieses Experimentieren vor allem dadurch, dass Bach selbst es schon ausgiebig getan hat. So tauchen etwa Concerti, die er vermutlich in Weimar geschrieben hat, während der Leipziger Zeit einerseits als Bearbeitungen mit dem Cembalo als neuem Soloinstrument, andererseits aber auch als Kantatensätze mit der Orgel als Soloinstrument – und teils sogar mit Vokaleinbau – wieder auf, um nur grob einige Beispiele für Bachs eigene Kreativität zu nennen. Eine Menge unlösbare Rätsel bleiben allerdings vermutlich für immer bestehen, weil oft die eigentlichen Urfassungen der Stücke nicht überliefert sind und sich daher lediglich – und natürlich nicht eindeutig – aus den späteren Versionen rekonstruieren lassen. Weil es das „konzertante Prinzip“ als Form des miteinander Musizierens auch in zahllosen Kantatensätzen gibt, für deren eventuelle Herkunft aus reinen Instrumental-Concerti man keine wirkliche Evidenz hat, haben sich manche Bach-Forscher mit diesbezüglichen Spekulationen recht weit aus dem Fenster gelehnt – so etwa Walter F. Hindermann, der aus drei Kantatensätzen ein dreisätziges Concerto „rekonstruiert“ hat. Freilich, der Eingangssatz der Kantate BWV 99, den er zum ersten Satz seines Rekonstrukts gemacht hat, weist tatsächlich Concerto-Struktur auf – allerdings ist das ohnehin die Grundidee vieler Eingangssätze des zweiten Leipziger Kantatenjahrgangs: Bach führt das instrumentale und das vokale Konzertieren in diesen Sätzen im Sinne einer Art „Gesamtschau“ des menschlichen Musizierens zusammen. Die Tatsache indes, dass der Cantus firmus „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ eben genau in diesen Concerto-Satz hineinpasst, scheint doch eher auf einen originalen Kantatensatz über ebendiese Melodie hinzudeuten und nicht auf eine eigene Bearbeitung. Sinnvollerweise lassen die Musizierenden der „Freitagsakademie“ anders als Hindermann die Choralmelodie auch in der Concerto-Version real erklingen. Nun ja, die volle Wahrheit über die komplizierte Genese der Concerti J. S. Bachs wird nie ans Licht kommen, und natürlich ist es erquickend und erhellend, eine Rekonstruktions-Idee aus der Bachforschung einmal wirklich zu Gehör zu bringen – zumal, wenn so leidenschaftlich und intensiv musiziert wird wie auf diesem Album, das ansonsten u. a. das berühmte Oboe-d’amore-Concerto in A-Dur (auch eine Rekonstruktion) und manches Schöne mehr enthält. Ein Album, das viel Freude macht.

Michael Wersin, 25.06.2022


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