Manchmal ist alles ganz einfach. Es scheint, als hätten sich die Sängerin Melody Gardot und der Pianist und Sänger Philippe Baden Powell gesucht und gefunden. „This Foolish Heart Could Love You“, singt Gardot nach einigen Klavierakkorden – und das ist nicht der altbekannte Jazzstandard „This Foolish Heart“, sondern ein Gemeinschaftswerk des Komponisten Powell und der Texterin Gardot, das um einiges romantischer von einer Liebe erzählt als der Jazzklassiker vom Broadway.
Mit „Plus fort que nous“, einem Song aus dem Kino-Hit „Un homme et une femme“ aus dem Jahr 1966, wandelt sich die Stimmung: Nun folgt ein Block mit drei stark an Chansons erinnernden Titeln in französischer Sprache. „Samba em Prelúdio“ stammt aus der Feder von Philippe Powells Vater, dem Gitarristen Baden Powell: Eine sanfte Samba, die Gardot und Powell zum melancholischen Duett über den Atlantik nach Brasilien führt. Mit „Perhaps You’ll Wonder Why“ zieht es sie wieder hoch ins Nordamerikanische, wo sie mit „Ode To Every Man“ über eine Partnerschaft nachdenkt. Philippe Powell begleitet die leise Rezitation äußerst sparsam am Klavier und unterstreicht damit die Privatheit der Gedanken. Im Song „Darling Fare Thee Well“ verabschieden sie sich vollends von einer Liebe.
Melody Gardot interpretiert die neun Songs mit warmer, dunkler, fester Stimme, als handle es sich um ganz private Geständnisse. Sie gestaltet die Nuancen der selbst verfassten Texte als persönliche Beichten und Botschaften, was Philippe Powell äußerst sensibel und zurückhaltend unterstützt. Dank einer ähnlich einfühlsamen, auf das Abbild von Details im Klavierspiel und Nuancen in der Stimme bedachten Klangregie ist „Entre eux deux“ ein intimes, das Beste aus den Traditionen von Chanson und Jazz vereinendes Album.

Werner Stiefele, 11.06.2022

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