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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Tomás Luis da Victoria, Mark Simpson, Alexander Campkin u. a.

„Stella“

ORA Singers, Suzi Digby

Hm/Bertus HMM 905341
(74 Min., 8/2017)

Das Konzept des Programms ist klar und einleuchtend: Der polyphonen Vokalmusik von Tomás Luis da Victoria werden zeitgenössische Vokalkompositionen jeweils auf Basis desselben Textes (es handelt sich insgesamt um marianische Texte) direkt gegenübergestellt. Drei der Kompositionen sind Auftragswerke der ORA Singers, die hier zum ersten Mal auf einem Album erklingen. Das in England beheimatete Vokalensemble engagiert sich seit jeher stark im Brückenbau zwischen klassischer und moderner Vokalpolyphonie und hat insgesamt schon etwa 100 Werke in Auftrag gegeben. Die modernen Kompositionen, die hier vorgestellt werden, greifen in der Regel die polyphone Satzweise auf und entfalten sich im Schnittpunkt der Nutzung imitatorischer Strukturen (wobei viele Komponisten hierbei auf ältere, bis in die Frührenaissance und das Hochmittelalter zurückreichende Satztechniken zurückgreifen und diese in ihr modernes Klangbild integrieren) und der bei Victoria schon erreichten effektvollen Entfaltung vokaler Klangpracht durch tendenziell mehr harmonisch basierte Akkordfortschreitungen. Die Tonsprache der neuen Kompositionen ist gemäßigt modern, weitestgehend dreiklangsbasiert. Durch Aufschichtung zusätzlicher Akkordtöne – einer von der Jazz-Harmonik inspirierten Technik – kommt es häufig zu reizvoll dichten Klangballungen, so etwa in Will Todds „Vidi speciosam“. Die Ausführung der alten wie der neuen Musik ist tadellos in puncto Homogenität und Intonation. Der Zauber junger oder jung gebliebener Stimmen entfaltet sich in einem vibratoarmen, aber niemals sterilen Interpretationsansatz, der den Blick weg vom Einzelinterpreten hin zu den Schönheiten der musikalischen Architektur lenkt, ohne dabei jedoch unpersönlich zu wirken. Die empfindliche Balance zwischen all den Parametern zu halten ist – beginnend mit der Auswahl der Stimmen bis hin zum „Design“ der Interpretation – das Verdienst der Ensembleleiterin Suzi Digby.

Michael Wersin, 11.06.2022


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