Naxos 8.11 1048
(76 Min., 1926, 1937) 1 CD
Es sei unangenehm, eigene Werke zu dirigieren, behaupten oft Komponisten. Man glaube immer, dass man sich für jede einzelne Note entschuldigen muss. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass Komponisten oft erstaunlich schnelle und unzimperliche Dirigenten eigener Stücke sind. Gustav Holst räumt mit den sieben Teilen seiner "Planeten" rasch hintereinander auf. "Neptun" geht zwei Minuten früher ins Ziel als bei Herbert von Karajan (einem der wenigen, die sich hierzulande für Holst eingesetzt haben). Das rumpelnde Klangbild des London Symphony Orchestra, im Jahre 1926 naturgemäß nicht auf heutigem Niveau, ist kaum konkurrenzfähig. Dafür entlockt Holst seinem Stück viel mehr musikalische Logik, mehr Organik und Witz als die klangmagischen Nachfolger. So klingt es zuweilen nach Wagners Nibelheim im "Rheingold", dann wieder nach der Operettenwelt Gilbert und Sullivans. Als Füllsel auf dieser CD: eine gallig-unsentimentale Eigeninterpretation von Holsts "Marching Song" op. 22, Nr. 2.
Auch Ralph Vaughan Williams, der nur drei Aufnahmen eigener Werke hinterlassen hat, schafft seine 4. Sinfonie f-Moll etliche Minuten schneller als Referenzaufnahmen unter Adrian Boult oder Andrew Davis. Unpompös, flüssig und unter Hervorkehrung der eckigen Dissonanzen erweckt er das Bild eines britischen Schostakowitsch. Nie entsteht der Eindruck endlosen Herummäanderns, wie er der Wirkung von Vaughan Williams oft schadet. Das BBC Symphony Orchestra, gewiss kein Luxus-Klangkörper, spielte 1937 hellhörig, aber stumpf. So sind diese alten Aufnahmen Entdeckungen für jene, die mit den Werken schon vertraut sind. Für Neueinsteiger besitzen sie zu wenig Klangverführungskraft.
Robert Fraunholzer, 18.09.2006
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