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N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



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Georg Friedrich Händel

„dualità“ (Arien)

Emőke Baráth, Artaserse, Philippe Jaroussky

Erato/Warner 9029637062
(72 Min., 7/2021)

Sie arbeiteten praxisorientiert, die Komponisten der Barockzeit – das heißt, die konkrete kompositorische Ausarbeitung eines Werkes orientierte sich immer auch an den aufführungspraktischen Möglichkeiten, die zur Verfügung standen. Im Londoner Opernbetrieb zur Zeit Georg Friedrich Händels war das Publikum auf den italienischen Geschmack gekommen, für einige Zeit jedenfalls, und Händel beziehungsweise seine Geldgeber konnten es sich leisten, erstklassige Kräfte vom Festland zu holen. Das waren für die Besetzung der Frauenstimmen-Lage nicht in erster Linie Kastraten, sondern tatsächlich Frauen. Verwirrenderweise verkörperten diese aber nicht nur Frauenfiguren, sondern oft auch männliche Helden. Händel war willens und in der Lage, jeder der Damen – der Bordoni, der Cuzzoni, der Durastante etc. – virtuose Koloraturen und ausdrucksstarke Kantilenen auf den Leib zu schreiben und dabei auch gelegentlich, so ist es anekdotisch überliefert, gewisse Zickigkeiten mit drastischen Worten und Tatandrohungen zu quittieren. Für einige Jahre bot er auf diese Weise den Besten der Besten regelmäßig Arbeit, und das Londoner Publikum dankte es ihm mit entsprechender Begeisterung und Nachfrage.
Die Stärke der Sopranistin Emőke Baráth, die sie im vorliegenden spektakulären Rezital unter Beweis steht, besteht nun darin, eine Vielzahl von Männer- und Frauenfiguren, die von Händel für ganz unterschiedliche Sägerinnen kreiert worden sind, mit ihren staunenswerten stimmlichen Mitteln exemplarisch, das heißt anhand von einzelnen Rezitativen und Arien, zu verkörpern. Sie kann dafür auf eine ebenso kraftvolle wie bewegliche Stimme zurückgreifen, die von oben bis unten perfekt durchgebildet ist. Registerübergänge sind niemals ein Hindernis, wenn es gilt, mit atemberaubenden Koloraturen darüber hinwegzurauschen. Halsbrecherischstes Passagenwerk gelingt makellos und mindert niemals die nicht bloß metallische, sondern auch stets gut im Körper verankerte Stimmgebung. Das ganze Programm ist ein einziger Rausch brillanter Vokalkunst. Am Pult des Ensembles Artaserse steht Philippe Jaroussky als Dirigent mit einem hohen Maß an Präzision zur Seite und trägt auf Basis profunder Kenntnis des Sujets zum Erfolg der Darbietung bei.

Michael Wersin, 05.03.2022



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