Hänssler CLASSIC/Profil HC21029
(64 Min., 4/2021)
„Wenn es je eine Familie gegeben hat, in welcher eine ausgezeichnete Anlage zu einer und eben derselben Kunst gleichsam erblich zu seyn schien, so war es gewiss die Bachische.“ Mit diesen Worten hatte Bach-Biograph Johann Nikolaus Forkel auf eine Musikerdynastie zurückgeblickt, wie sie es in der Musikgeschichte kein zweites Mal gab. Immerhin weist der Bachsche Stammbaum sage und schreibe 77 Musiker auf. Und allein in Johann Sebastian Bachs Geburtsjahr 1685 waren acht Familienmitglieder als Organisten, Kantoren und Hofmusiker tätig.
Nun hat Reinhard Goebel mit den Berliner Barock Solisten die Sinfoniker unter den Bachs etwas näher beleuchtet. Wobei unter den insgesamt sieben mehrsätzigen Sinfonien immerhin vier Weltersteinspielungen zu hören sind. Dazu gehört gleich zu Beginn eine eher klassisch brave Streichersinfonie von Wilhelm Friedemann Bach, zwei (natürlich) pfiffigere Werke seines Bruders Carl Philipp Emanuel sowie eine beschwingte Sinfonie von Bachs Patenkind Johann Ernst Bach. Hinzu kommen u. a. Werke von Bachs zweitjüngstem Sohnemann Johann Christoph Friedrich sowie aus der Feder des Meininger Hofkapellmeisters Johann Ludwig ein beeindruckendes Konzert für zwei Violinen, das sich vor keinen Concerti Johann Sebastians Bachs zu verstecken braucht.
Solche qualitativ beachtlichten Entdeckungen sind aber eher die Seltenheit bei diesem Bach-Clan-Porträt. Der Großteil der Stücke ist trotz des durchsichtigen und schwungvollen Spiels der Berliner Barock Solisten nicht mehr als eine musikhistorische Randnotiz. Was selbst für die finale „Sinfonia“ aus der Feder Johann Sebastians gilt.
Guido Fischer, 26.02.2022
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