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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Bob Chilcott

„Circlesong“

Houston Chamber Choir, Treble Choir of Houston, Robert Simpson

Singnum classics/Note 1 SIGCD703
(56 Min., 2/2020)

Ein in vieler Hinsicht sehr amerikanisches Produkt: Da ist die schier endlos scheinende Fülle junger und jugendlicher Stimmen, die der Kontinent beherbergt und immer wieder neu hervorbringt. Sie sammeln sich in Ensembles wie dem „Houston Chamber Choir“ und dem „Treble Choir of Houston“, die ein mehr als beachtliches qualitatives und interpretatorisches Niveau erreichen können: So sauber, klanglich abgerundet und selbstverständlich sprachaffin klingen bei uns eigentlich eher professionelle Chöre. Das hier präsentierte Repertoire basiert auf poetischen Texten amerikanischer Ureinwohner, die mehr oder weniger unterschwellig unter anderem auch eine Art postmoderne Religiosität transportieren. Kunstvoll gesetzt wurden sie von einem berühmten Mann aus dem angelsächsischen Sprachraum, der allerdings aus der Alten Welt stammt: Der Brite Bob Chilcott hat seine Erfahrungen in der europäischen Tradition gesammelt, er hat das ganze satztechnische Repertoire aus Jahrhunderten abendländischer Ensemblegesangs-Geschichte locker drauf und spielt virtuos damit. Sowohl eher mono-melodisch geprägte Passagen wie auch durchaus komplexere Klangzaubereien mit verdichteter Harmonik fließen ein in einem Gesamtklang, der immer ein wenig popularmusikalisch daherkommt: Pop-Piano-Klänge unterfüttern weite Teile der Musik und verleihen ihr eine stimmungsvoll behagliche Bewegtheit. Sehr selten einmal verdunkelt sich auch der Horizont, aber das sind nur kurze Episoden. Der alte weiße abendländische Mann – der Rezensent – bleibt bei so viel perfekter Einigkeit und Einheitlichkeit in einem hermetisch geschlossenen stilistischen Raum, den er mittlerweile auch überall in Europa betreten und erleben kann, immer ein wenig ratlos zurück: Die Musik ist schön schlicht vollkommen. Aber sie setzt weder deutlich hörbar den klassischen Stil vergangener Jahrhunderte fort, und sie klinkt sich schon gar nicht in die Idiome der zeitgenössischen klassischen Musik ein. Sie bietet eine emotionale Heimat, die merkwürdig heimatlos macht.

Michael Wersin, 19.02.2022


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