BR Klassik/Naxos 900528
(64 Min., 7/2021)
Ach Männerchöre, wie akustisch warm und nostalgisch wird es einem da ums Herz. Sie kommen freilich als Zeugnis einer musikalisch abgeschlossenen Epoche nicht wieder, werden aber hier allerschönst beschworen, umrahmt von den warmen, ein wenig blechern scheppernden Klängen eines Original-Érard-Flügels aus den 1870er Jahren. An dem sitzt Justus Zeyen und begleitet gleich zum Auftakt im barcarolen-sanft wiegenden „Gondelfahrer“ liebevoll wie rhythmisch akzentuiert den vorzüglichen Männerchor des Bayerischen Rundfunks. Bei diesem Raritätenprogramm zum 225. Geburtstag von Franz Schubert am 31. Januar 2022 kommen allerdings auch die Frauenstimmen zu Wort, die des Chores wie auch das flutende Organ Christina Landshamers im fast 20-minütigen sich heldinnenhaft aufschwingenden „Mirjams Siegesgesang“ samt Auszug der Israeliten aus Ägypten.
So ist der Inbegriff biedermeierlicher Salongeselligkeit im heimeligen, von Metternichs allgegenwärtigen Spionen ausgesparten Wohnzimmer sofort präsent; denn im heutigen Konzertleben finden solche Zusammenstellungen kaum noch Platz. Howard Arman, der Leiter des makellos ausbalancierten BR-Chors hat ein abwechslungsreiches Programm für mehrere Männer- oder Frauenstimmen a cappella oder mit Klavierbegleitung zusammengestellt. So erleben wir im verschmitzten „Ständchen“ für Alt-Solo (satt: Merit Ostermann), Männerchor und Klavier D.920 den forschen Verehrer an des Liebchens Kammer klopfend mit seinem Wunsch „Drum, wenn Freundschaft, Liebe spricht, Freundin, Liebchen, schlaf’ du nicht!“; trotzdem kommt er nicht zum Vollzuge, denn die Dame schläft tief und fest. Musik aus einer anderen Zeit mit einem anderen Gemüt weht hier vorüber, schön sie so wieder einmal zu erleben.
Matthias Siehler, 12.02.2022
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