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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Schubert

Die schöne Müllerin, D.795

Iestyn Davies, Joseph Middleton

Signum/Note 1 SIGCD697
(65 Min., 6/2020)

Huch, ein Countertenor singt Franz Schuberts „Die schöne Müllerin“?! Das erinnert hier fast daran, wie im Pantoffelkino der 50er Jahre Eunuchen bloßgestellt und auf die Schippe genommen wurden. Mit hoher Fistelstimme, und scheinbar abgespreiztem kleinen Finger. Gewiss sind dies ungerechte Assoziationen. Doch sei es, dass Iestyn Davies eine zu kernlose Stimme für die romantischen Bekenntnisse ins Feld führt, oder dass sein Verhältnis zum Text eher äußerlich bleibt: Das Ergebnis dürfte etliche Hörer eher verschrecken. Und gibt den Feinden hoher Männerstimmen nutzlos neue Nahrung.
Neu ist diese Besetzung bei Schuberts Liederzyklus nicht. Schon 1996 machte sich Jochen Kowalski das Werk souverän zu eigen – und tönte dramatisch, gleichsam kündend, fast wie eine Barocktrompete. Davies, ein ehemaliger Knabensopran des St. John’s College, Cambridge, geht die Sache lässiger an. Er singt die romantischen Herzensbotschaften, in denen immer ein Quäntchen Sturm und Drang nachspuken sollte, als wär’s ein britischer Lied-Klassiker à la Hubert Parry oder Roger Quilter.
Heimisch ist Davies tatsächlich bei Benjamin Britten – und in der Barockoper (z. B. Georg Friedrich Händels „Giulio Cesare“, demnächst an der Metropolitan Opera). Bei Läufen, etwa in „Eifersucht und Stolz“ oder „Ungeduld“, wirken die flinken Noten fast wie Fiorituren: Ziergesang, worum es sich mitnichten handelt. Joseph Middleton am Klavier lässt immer wieder aufhorchen, so herrlich selbstständig denkt und agiert er. Gewiss, der getreuliche Chronist wird auch diese Rarität als aufschlussreich und interessant verbuchen. Mehr als ein Achtungserfolg wird nicht daraus.

Robert Fraunholzer, 05.02.2022


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