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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Florence Price

Sinfonien Nr. 1 & 3

Philadelphia Orchestra, Yannick Nézet-Séguin

DG/Universal 002894862029
(71 Min., 5/2021)

Komisch, irgendwie wird man hier den Verdacht nicht los, die ganze Zeit einer irgendwie verwässerten Version von Antonín Dvořáks Hit-Sinfonie Nr. 9 „Aus der neuen Welt“ zuzuhören. Und das, obwohl die beiden hier vorgestellten Werke mehr als 30 Jahren später, 1932 und 1940 komponiert wurden. Also eigentlich in der Ära von Rachmaninows Dritter, die aber immerhin eine wehmütige, melancholisch aus der Zeit gefallene Spätromantik atmet. Nicht so die 1. und 3. Sinfonie von Florence Price, der eben die Ehre einer saftig klangfeinen Einspielung mit dem Philadelphia Orchestra unter dem dauerbefeuernden Yannick Nézet-Séguin widerfahren ist. Die Dame nämlich, Lebensdaten 1887 –1953, die in Philadelphia nur einmal 1933 aufgeführt worden war, ist jetzt sehr modisch geworden: Nicht etwa weil sie eine besonders gute, originelle Komponistin ist, sondern weil sie Amerikas erste schwarze Tonsetzerin war. Alle Sinfonien und sämtliche Konzerte von ihr werden für dasselbe Label gerade eingespielt. Kann man machen, wird die Historie wieder um eine Facette reicher, aber nicht wirklich um, wie behauptet, „unverständlicherweise vergessene musikalische Meisterwerke“ vermehren. So verschüttet war diese konformistisch komponierende Dame übrigens nicht. Aber eben auch nicht so besonders gut. Ja, bei ihr gibt es, wir haben die Thirties, ein wenig Gershwin-Hüftschwung, Juba-Dance und vorsichtig perkussive Gospel-Anklänge. Aber alles im klassischen Rahmen. Natürlich hätte man das schon früher mal erstklassig aufnehmen können, aber – den Apartheidumständen der Zeit geschuldet – konnte Price nur als Anwaltsgattin und mehrfache Mutter in ihrer Freizeit Musik fabrizieren. Die begabt ist, aber rettungslos gestrig. Dann lieber Louise Farrenc, die flammende Fackelträgerin Beethovens. Die war aber leider weiß…

Matthias Siehler, 29.01.2022


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Kommentare

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Meiernberg
Schade. Da hat ein männlicher Kritiker - Herr Matthias Siehler - es nicht geschafft, seine (Vor-)Urteile gegenüber Komponistinnen zu verbergen. Immer wieder kann man seine Vorbehalte - auch zwischen den Zeilen - herauslesen. Wohl gemerkt: Ich bin männlich und bedauere es außerordentlich, dass der Herr Siehler keine Kritik zu schreiben vermochte, die dem Rang der Komponistin und der Bedeutung der Werke und ihrer Einspielungen angemessen sind.

gwitteler
Es ist unglaublich, dass eine solch rassistische Kritik veröffentlicht werden darf.

Quintana
Dies ist keine Kritik. Der Text beschäftigt sich in keinster Weise produktiv mit der Musik oder ihrer Interpretation. Er ist nichts anderes als eine Abfolge von sexistischen und rassistischen Plattitüden. Der letzte Satz ist eine Zumutung. Es gibt keinen Grund, zwei so grundverschiedene Komponistinnen wie Price und Farrenc gegeneinander auszuspielen - außer blanken Sexismus. "Rettungslos gestrig" ist hier nur der Verfasser. Die Zeiten solcher Texte sind lange vorbei - ich möchte das Magazin von Herzen bitten, sich von Herrn Siehler zu distanzieren. Dass der Text überhaupt veröffentlicht wird, ist "nicht so besonders gut."

Quintana
Ergänzend: Florence Price war keineswegs nur in ihrer "Freizeit" Komponistin. Sie war professionelle Musikerin, erhielt in ihrem Studium am New England Conservatory in Boston eine umfassende Ausbildung und arbeitete hauptberuflich als Organistin, Lehrerin und Komponistin. So viel Fähigkeit zur Recherche sollte von einem Rezensenten erwartbar sein.


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