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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Thomas Larcher

Sinfonie Nr. 2, Die Nacht der Verlorenen

Andrè Schuen, Finnish Radio Symphony Orchestra, Hannu Lintu

Ondine/Naxos ODE1393-2
(65 Min., 1/2019, 5/2021)

Einer der die klassische Tradition nie hat abreißen lassen, obwohl er auf der Höhe der Zeit schreibt, dabei verständlich tönt, erkennbar, originell, intellektuell und trotzdem gefühlvoll, das ist der Tiroler Thomas Larcher. Auch das Publikum fühlt sich bei ihm stets mitgenommen und nicht mutwillig vor den Kopf gestoßen. Und so hört man eigentlich von der ersten bis zur letzten atmosphärisch dichten Note sehr gern dem jüngsten Album des bald 60-jährigen Komponisten zu, das zwei kapitale Werke vereint: die 2015/16 entstandene 2. Sinfonie „Kenotaph“ – also Gedenkstätte – und den Liedzyklus für Bariton „Die Nacht der Verlorenen“ nach posthum entdeckten Textfragmenten von Ingeborg Bachmann. Das leere Grabmal, es steht für die ohne Erinnerungsstätte im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge und ist ein fünfsätziges Abstraktum der Trauer, dunkel, aber nicht düster; brütend, aber nicht temperamentlos; bisweilen sogar gläsern und transparent. Larcher webt hier ein engmaschiges, packendes, schmiegsames Klanggewebe, dem in seinen solistischen Linien und Inseln noch nachzuspüren ist, dass es zunächst als Konzert geplant war. Mit großer Kompetenz und Hingabe meißelt das Hannu Lintu aus dem edel und wacht tönenden Finnish Radio Symphony Orchestra. Fein klangwispernd, auch gern das Akkordeon und präpariertes Klavier einsetzend, kommt der fünfteilige Vokalzyklus daher. Andrè Schuen singt ihn mit fein schokoladig schmeckender Stimme, dabei tiefschürfend und die melancholisch-verzweifelte Stimmung der Bachmann vollendet widerspiegelnd. So fügt sich auch diese Erkundung existentieller Fragen zum Grundtenor des Albums als sinnig-sinnliches Nachdenken über die Tragödie des Humanen.

Matthias Siehler, 15.01.2022


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