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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Hier ist ein Dirigent mit Furor gefragt. Schließlich muss mit Wolfgang Amadeus Mozarts Oper seria „Mitridate, re di Ponto“ eine bisweilen ledrig-altmodische Singsache mit Leben gefüllt werden, die ein 14-jähriges Junggenie 1770 für den spießigen Habsburgerhof in Mailand komponierte. Da wurde ein routiniertes Libretto nach einer kaum noch erkennbaren Racine-Tragödie Arie für Arie abgearbeitet, ohne dass sich die zwischen Liebe und Hass im familiären Nahkampf in Schach haltenden Personenkonstellationen ändern würden. So lange, bis König Mitridate, einer der miesesten Väter der ganzen Opernliteratur, tot ist, gestorben von eigener Hand. Der kleine Wolferl freilich sollte bis zu diesem schnöden Exitus stur Formen erfüllen und koloratursattes Virtuosenfutter für die Sänger liefern. Aber vorsichtig, wie ein heller Lufthauch, schafft sich da trotzdem schon ahnungsvoll der spätere, uns sofort ans Herz greifende Mozartklang seinen ersten Raum.
Ein Vorgeschmack, den diese Neuaufnahme mustergültig erfüllt, schon in dem beweglichen, temperamentplatzenden, auch zarten Dirigat Marc Minkowskis am Pult seiner Les Musiciens du Louvre. Die beiden mal feindlichen, mal gegen den wütenden Vater vereinten Brüder Sifare (mit dunklem Sopran: Elsa Dreisig) und Farnace (kerliger Countertenor: Paul-Antoine Bénos-Djian) führen schneidende Vokalduelle mit dem souveränen Michael Spyres. Die von beiden (und außerdem vom noch abwesenden Vater) geliebte Prinzessin Aspasia singt Julie Fuchs mit gläserner Höhe und schimmernden Fiorituren. Von gar keinem geliebt wird hingegen Ismene (jugendfrisch: Sabine Devieilhe). Auch Adriana Bignagni Lesca (Arbate) und Cyrille Dubois (Marzio) gefallen in dieser Überfülle unausgegorener Mozartarien.

Matthias Siehler, 18.12.2021


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