home

N° 1298
25. - 31.03.2023

nächste Aktualisierung
am 01.04.2023



Responsive image
Johann Sebastian Bach

Goldberg-Variationen

David Fray

Erato/Warner 9029660691
(88 Min., 4/2021)

Der zurückhaltende, fast ein wenig eigenbrötlerische, aber auch sehr charmante französische Pianist David Fray wird mit Fug(e) und Recht gern als eine Art Glenn Gould von der Seine gehandelt. Nun hatte der wiederum als Kanadier durchaus frankophile Züge, doch dessen Exzentrik findet man bei Fray nicht. Dafür aber Goulds freies Denken, die Sensibilität, die flinken Finger – und den unbedingten Willen, Johann Sebastian Bach auf einem modernen Flügel gerecht zu werden. Sogar die Nebengeräusche beim Spielen nehmen bisweilen Gouldsche Stöhndimensionen an.
Von Davids Frays bisher acht-Erato-Alben kreisen vier um Bach, und die fünfte geht jetzt endlich die Goldberg-Variationen an. Frontal, ohne mit der Wimper zu zucken, dabei von einer apollinisch feinen Klarheit und einem souveränen Gespür für das Gesamtkonstrukt wie für die feinziselierte Struktur der einzelnen Variationen. Perlmutthaft verhangen, doch leuchtend tönt dem Hörer bereits die Aria entgehen, bekannt, freilich faszinierend eigenwillig, ohne wirklich groß etwas zu ändern. Es ist diese Mischung aus klar konturiertem, doch nie lautem Anschlag, sparsamer Pedalbenutzung, flexiblen, doch in sich lebendig variierten Tempi und einem wachen Sinn für die Architektur der Bachschen Zahlenspiele, die hier immer bezaubernd melodisch klingen. Fray kann natürlich auch – wie etwa in der Variation Nr. 14 – den temperamentssatt losstürmenden Virtuosen geben, aber meist gefällt er sich besser als versonnener Poet, der fast tastend austariert, was geht, ja selbst erstaunt scheint von dem anschließend zu Hörenden – dass er gleichwohl natürlich kalkuliert hat. Diese Mischung aus Berechnung und Spontaneität macht seine Version so anziehend: Man ist sofort in den Bann geschlagen, wird einmal mehr mitgenommen auf eine Bach-Reise, deren Strecke man leidlich zu kennen glaubt. Und die doch wohltuend überrascht.

Matthias Siehler, 27.11.2021



Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.


Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Nach seiner viel beachteten Aufnahme der 7. Sinfonie setzen François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester Köln ihre Bruckner-Gesamteinspielung fort. Die „Romantische“, wie Anton Bruckner seine vierte Sinfonie selbst betitelt, komponierte er 1874 inmitten einer Zeit persönlicher Niederlagen. Und er zweifelt sofort an seinem Werk, bezeichnet manche Stellen als „unspielbar“ und findet die Instrumentation „hie und da überladen und zu unruhig“. Erst Jahre später, nach […] mehr


Abo

Top