dhm/Sony 19439924962
(71 Min., 4/2021)
Knapp 300 Jahre Britpop-Geschichte nehmen Wolfgang Katschner und die Lautten Compagney auf ihrem neuen Album ins Visier: nach „Timeless“ (2009) und „Time Zones“ (2020) wieder ein Flug über historische Grenzen hinweg, eine weitere Begegnung von Schöpfern Alter und Neuer Musik. Was würde Henry Purcell zu Songs wie „Yesterday“ oder „Norwegian Wood“ sagen? Hätten John, Paul, George und Ringo den „Orpheus Britannicus“ als fünften Beatle akzeptiert? Unter Fragestellungen wie diesen bringen die Berliner Musiker den Barock-Komponisten und die (nicht nur an Kreisch-Rekorden gemessen) erfolgreichste Band aller Zeiten zusammen, stellen Ausschnitte aus dem jeweiligen Werk gegenüber. Dank der hintersinnigen Arrangements fürs historisch besetzte Ensemble geschieht das Wunder, beginnen Gegensätze nach und nach zu verschwimmen; zu Blockflöte, Erzlaute und Co. gesellt sich als Vertreterin eines „heutigeren“ Instrumentalklangs die Saxofonistin Asya Fateyeva, was den Eindruck eines Schwebens zwischen den Epochen und Stilen noch verstärkt. Mag sich Purcells Beerdigungs-Marsch für Königin Mary in seinem ersten und getragenen Charakter auch noch so deutlich vom bizarren, selbst in der barocken Bearbeitung nach Dampf- und Jahrmarktsorgel klingenden „Sergeant-Pepper“-Hit „Being for the Benefit of Mr. Kite“ unterscheiden: Im nahtlosen Übergang schaffen sie hier die Illusion eines untrennbaren musikalischen Zusammenhangs. Nur ein Beispiel von vielen für die raffinierte Ausgestaltung dieses Konzept-Albums, das auf hohem interpretatorischem Niveau nicht nur schöne Melodien in einem originellen Klanggewand präsentiert, sondern auch den Beweis antritt, dass gute Musik eben zeitlos ist – egal, ob sie 50 oder 300 Jahre alt ist.
Stephan Schwarz-Peters, 30.10.2021
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