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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach u. a.

„Bach: The Art of Life“ (Die Kunst der Fuge, „Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach“ u. a.)

Daniil Trifonov

DG/Universal 483 8530
(136 Min., 12/2020, 1 & 2/2021) 2 CDs

Manchmal muss man solche Alben einfach von hinten anfangen. Denn fast ganz zum Schluss dieses so beachtlichen wie facettenreichen Bach-Panoramas präsentiert sich Daniil Trifonov auch als ein Komponist, der sich mit dem kontrapunktischen Handwerk mehr als nur glänzend auskennt. Tatsächlich lässt Trifonov die Gesamtaufnahme von Bachs „Kunst der Fuge“ nicht etwa abrupt ins Leere, in die Stille laufen. Vielmehr hat er die finale, mit ihren 239 Takten lediglich fragmentarisch überlieferte Quadrupelfuge „Fuga a tre soggetti“ mit allem strukturierenden Sachverstand und im Sinne Bachs mit nötiger Ausdruckstiefe komplettiert. Und so strebt diese Fuge elegant und ruhig einem Schluss entgegen, bei dem Trifonov mit einer Trillerkette vielleicht auch eine Brücke hin zu Beethoven und dessen 32. Klaviersonate andeuten wollte.
Für Trifonov war Bach nämlich einzig und allein ein Zukunftsmusiker und kein Komponist, der zur romantischen Verklärung, Überhöhung, Heiligsprechung taugte. Das Mythische und zugleich Metaphysische, das daher gerade die „Kunst der Fuge“ als unvollendetes Abschiedswerk von jeher umspielt, hat Trifonov somit schon mal mit seiner Fassung ausgetrieben. Überhaupt spricht aus diesem etwas anderen Bach-Doppelalbum ausschließlich Trifonovs Faszination für die Bandbreite musikalischer Ideen, Wagnisse und Momentaufnahmen, die sich vor allem in den ausgewählten Werken Johann Sebastian Bachs exemplarisch widerspiegelt. Ob in den zwölf, von Trifonov mit unbekümmertem Elan hingeworfenen Gebrauchspiècen aus dem „Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach“, ob in der Brahms-Fassung der Violin-Chaconne für linke Klavierhand, die Trifonov mit Herz und Verstand spektakulär unspektakulär erkundet. Oder eben in der „Kunst der Fuge“, die bei Trifonov mal tiefste Seelenmusik, mal staunenmachendes Experimentierfeld ist. Doch der russische Pianist hat noch mehr Bach-Musik im Köcher. Die stammt von den vier Söhnen Johann Christian (Sonate Nr. 5), Wilhelm Friedemann (Polonaise Nr. 8), Carl Philipp Emanuel (Rondo Wq.59/Nr. 4) sowie Johann Christian Friedrich („Ah, vous dirai-je, maman“-Variationen). Und auch bei diesen Werken hört man Trifonov seine Bewunderung für die Bachs an – und seinen Spaß, sie zu spielen.

Guido Fischer, 30.10.2021


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