Decca/Universal 002894851605
(60 Min., 11 & 12/2020)
Im Frühwinter letzten Jahres mögen Janine Jansen die Hände gezittert haben. Nicht wegen plötzlich einbrechender Kälte, sondern weil sie ziemlich aufgeregt gewesen sein dürfte: Wann hat schließlich selbst eine prominente Geigerin wie die Niederländerin die Chance, an drei Tagen mit gleich zwölf Stradivari-Violinen ins Aufnahmestudio gehen zu können. Aus allen Herren Ländern wurden elf der zwölf Instrumente ausgeliehen. Zudem durfte die „Shumsky“-Stradivari von 1715 nicht fehlen, die Jansen seit Jahren als Leihgabe spielt. Jedes dieser wertvollen Instrumente stellt nun Jansen zusammen mit Pianist Antonio Pappano anhand kurzer Stücke und Ohrwürmer vor. Die einst von Fritz Kreisler gespielte „Lord Amherst“-Stradivari lässt Jansen mit dem „Danse espagnole“ von Manuel de Falla schwungvoll funkeln. Die „Tyrrell“-Stradivari (1717) verwandelt sie in Edward Elgars „Sospiri“ in ein magisches Gesangsinstrument. Romantisches Herzbeben entlockt sie der „Captain Savile“-Stradivari in Robert Schumanns erstem „Fantasiestück“. Und am Schluss zelebriert sie auf ihrer „Shumsky“ die Musical-Ballade „Yesterdays“ von Jerome Kern. Hier wie auf allen anderen elf Instrumenten kann man Jansens ausdrucksstarken Ton, ihre makellose Intonation und ihre Klangschattierungen nur bestaunen – und ohne Wenn und Aber genießen. Weshalb man andererseits nicht ausmachen kann, welche dieser singulären Geigen ihr Herz jetzt besonders berührt hat. Gerne hätte man daher im Booklet etwas Näheres von ihren Erfahrungen mit jedem Instrument gelesen. So bleibt immerhin die Gewissheit, dass jedes von ihnen sich glücklich schätzen durfte, einmal von Janine Jansen gespielt worden zu sein.
Guido Fischer, 02.10.2021
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