In diesem Herbst wird der umtriebige Geiger, zweifache Festivalchef und Professor Renaud Capuçon nun auch noch musikalischer Leiter des traditionsreichen Orchestre de Chambre de Lausanne. Und auch wenn er sich dezidiert nicht als Dirigent sieht und keinesfalls seine angestammte Profession verlassen möchte – er begreift die Position in der Stadt, in der er auch unterrichtet, als natürliche Ergänzung seiner Tätigkeiten, besonders seiner vielen, schon lange währenden Kammermusikaktivitäten. Natürlich will er die neue Stelle auch nutzen, um seine Klangvereinigung mit sich an der Spitze medial zu präsentieren. So gelingt aus dieser Geisteshaltung gleich ein erstes Album mit vor allem geigensolistischer Musik von Arvo Pärt, die ihm über die Karrierejahrzehnte hinweg bestens vertraut ist, ganz prächtig. Mit seinem vollen und doch verschatteten, gern leicht spröden Ton passt sich Renaud Capuçon bestens den mystischen Klangwelten des Esten an. „Die Musik von Arvo Pärt führt uns von der Dunkelheit ins Licht“, so charakterisiert Capuçon seinen hellgefärbten, auch dynamisch flexiblen, eher flotten Spielansatz. Ob in den berühmtesten der hier versammelten acht Werken wie dem Duo „Tabula rasa“ (mit François Sochard) oder „Spiegel im Spiegel“ und „Fratres“ – die repetitiven Momente dieser Musik sind belebt und beweglich, atmen frisch. Der Dirigent Capuçon hält sich im Hintergrund, sieht sich als Anreger zwischen Kollegen, aus denen er dann immer wieder solistisch hervorleuchtet. Aber auch die reinen Orchesterwerke Arvo Pärts, „Summa“, „Silouan’s Song“ und „Für Lennart in memoriam“, erfahren eine so sorgfältige wie wirkungsbewusste Wiedergabe. Da bahnt sich eine schöne Kooperation an.

Matthias Siehler, 02.10.2021

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