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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Dmitri Schostakowitsch

Sinfonien Nr. 1, 14 & 15, Kammersinfonie

Kristine Opolais, Alexander Tsymbalyuk, Boston Symphony Orchestra, Andris Nelsons

DG/Universal 002894860546
(157 Min., 2 & 11/2018, 4/2019, 1/2020) 2 CDs

Kaum zu glauben, dass Komponisten vom Kaliber eines Johannes Brahms sich jemals von irgendwelchen Vorbildern derart haben einschüchtern lassen, dass Gedanken an eine eigene Sinfonie sich zunächst verboten. Solche Selbstzweifel kannte Dmitri Schostakowitsch bereits im zarten Alter von 19 Jahren so gar nicht mehr. Im Gegenteil. Sein sinfonischer Erstling strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und der Gewissheit, hier das wesentliche Fundament gelegt zu haben, auf dem er in den kommenden fast 50 Jahren nicht nur 14 weitere Sinfonien folgen lassen wird. Auch das solistisch auftrumpfende Klavier kündigt bereits die Klavierkonzerte an. Mit Schostakowitschs Nr. 1 eröffnet nun Andris Nelsons mit seinem Boston Symphony Orchestra den vierten Teil der geplanten Gesamteinspielung der Sinfonien Schostakowitschs. Und vom Junggenie spannt man anhand von Live-Aufnahmen den Bogen hin zu seinen beiden letzten Bekenntniswerken – sowie zur Kammersinfonie, die eine Bearbeitung des 8. Streichquartetts aus der Feder des Dirigenten und Schostakowitsch-Spezialisten Rudolf Barschai ist. Ein Musikerleben mit all seinen unbekümmerten und verzweifelten, übermütigen und nagenden Zügen also, das hier auf einer Doppel-CD ausgebreitet wird.
Im Vergleich zu den bisherigen drei Folgen, die Nelsons und das BSO als spannungsgeladenes wie hochsensibles Spitzenteam zeigten, verbindet die Konzertmitschnitte jetzt oftmals etwas zuviel Routine miteinander. Und auch wenn man sogleich den Orchestermotor mächtig hochfährt und die wildesten Kurven bravourös hinlegt, verblasst die Erste zu einer zweitklassigen Klangshow. Darauf folgt die 15. Sinfonie mit ihren grellen Collagetechniken und schalen Signalen aus dem Menschenuntergrund. Alles ist perfekt inszeniert und detailreich ausmusiziert – nur ein Herz hört man nicht ächzen und pulsieren. Das wird mit der zweiten CD schon etwas anders. Mit Sopranistin Kristine Opolais und dem (schaurig schönen) Bass Alexander Tsymbalyuk in den Solo-Partien wird aus der „Todessinfonie“ Nr. 14 ein dauerdämonisches Mahnmal. Und die Kammersinfonie lebt von einer gespenstischen Ruhe – die doch nach dem rettenden Himmel zu schreien scheint.

Guido Fischer, 24.07.2021


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