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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Yuhao Guo, Anton Arenski, Sergei Rachmaninow

Three Suites for Two Pianos

Anke Pan, Yuhao Guo

Ars Production/Note 1 ARS38589
(55 Min., 11/2020)

Das Komponieren für zwei Flügel repräsentiert eine Art Königsklasse hinsichtlich der Möglichkeiten an klanglicher und satztechnischer Dichte: Anders als in vierhändig konzipierten Werken lassen sich hier sämtliche Lagen des Klavierklangs synchron verdoppeln – einer der Spieler kann etwa im Diskant zu einer ausgedehnten Kantilene ansetzten, während der andere diese Kantilene im gleichen Register virtuos umspielt. Auch kann etwa die fundamentale Klanggewalt der Basslage wirkungsvoll dupliziert und komprimiert werden. Sergei Rachmaninow war einer Meister im geschickten Nutzen der Optionen dieser Besetzung; und immer wenn eine Neuaufnahme seiner besonders königlichen Suite Nr. 2 für zwei Klaviere op. 17 angekündigt ist, bin ich prinzipiell interessiert. Es ist nämlich, gerade weil dieses Stück so ungeheuer dicht und virtuos daherkommt, gar nicht einfach, auch das filigrane Innenleben der Musik optimal zum Vorschein zu bringen. Diesbezüglich erweisen sich Anke Pan und Yuhao Guo, die ich zuvor nicht gekannt habe, als sehr kompetent: Ihnen steht sowohl die differenzierte Spieltechnik wie auch die nötige Kreativität zur Verfügung, die es braucht, um zum Beispiel die verschiedenen Schichten des zweiten Satzes (Valse) zu einem swingenden und virtuos blinkenden Ganzen zusammenzufügen. Pan und Guo sind bei aller je eigenen Fingerfertigkeit auch perfekt aufeinander ab- und eingestimmt, sodass auch im größten Getümmel nirgends etwas wackelt oder klappert. Brillant bemeistern beide auch die gefürchteten Repetitionspassagen im vierten Satz. Allenfalls die expansive Leidenschaftlichkeit, die das Seitenthema des dritten Satzes (Romance) fordert, entfaltet sich noch etwas zögerlich. Anton Arenskis erste Suite für zwei Klaviere, die im Zentrum des Programms steht, ist eine Entdeckung: Weit weniger bekannt als Rachmaninows Suite präsentiert sich das Stück doch als in derselben Tradition stehend, wenngleich freilich bei weitem nicht so reich an harmonischen Finessen wie das Werk des Jüngeren. Dennoch fällt selbst Arenskis Werk noch auf allen Ebenen deutlich kreativer aus als Yuhao Guos eigene Suite für zwei Klaviere op. 30, entstanden 2020 offenbar unter anderem als Hommage an den Jubilar Ludwig van Beethoven. Die Art und Weise, wie Guo die Melodie „Freude, schöner Götterfunken“ zunächst in den zweiten Satz, dann aber auch wieder ins Finale einarbeitet, ist schon arg simpel. Auch wird sein Stück in puncto Harmonik und Satzstruktur selbst von Arenskis rund 130 Jahre älterer Musik deutlich übertroffen: Immer wieder gibt es zwar Ansätze, die pseudoromantische Wohlfühlecke zu verlassen, aber allzu oft fühlt sich der Hörer gleich wieder unversehens zurückgeworfen in einen allzu populären Tonfall, der die Grenzen einer niveauvoll klassischen Tonsprache in Richtung seichte Unterhaltung zu überschreiten droht. Nichts für Ungut: Rein pianistisch gesehen ist das Duo Pan & Guo dennoch eine Wucht.

Michael Wersin, 26.06.2021


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