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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Enno Poppe

Filz

Tabea Zimmermann, Ensemble Resonanz, Enno Poppe

Wergo/Naxos WER73992
(71 Min., 6/2020)

Wenn das geflügelte Worte von Goethe zutrifft, dass man bei einem Streichquartett „vier vernünftigen Leuten“ bei einem gehaltenvollen Gespräch zuhören könne, stellt sich natürlich bei Enno Poppes „Wald“ die Frage, ob sich gleich vier Streichquartette da überhaupt noch gepflegt unterhalten können. So viele hat Poppe nämlich für sein knapp halbstündiges Streicherstück „Wald“ aufgefahren. Doch da man sich nicht im 19., sondern im 21. Jahrhundert befindet, wird in dem 2010 entstandenen Stück das klassische vierstimmige Geflecht einfach mal aufgebrochen. Hier verbünden sich die vier Celli zu einem Quartett. Doch tun es ihnen die Bratschen gleich. Ansonsten tauschen sich die vier Klangkörper nicht etwa schlau aus, sondern scheinen sich über seufzende und stöhnende Glissando-Wellen eher ihre Gefühle zu gestehen. Ziemlich burlesk bis amüsant gehtʼs da auch zu.
Der Titel „Wald“ deutet möglicherweise auf das Material der Streichinstrumente hin, für die einige Bäume gefällt werden mussten. Aber wie so oft beim gebürtigen Sauerländer Poppe bewahren sich seine Werktitel stets ihr Geheimnis. Was für „Filz“ für Bratsche und Kammerorchester (2013/14) genauso gilt wie für „Stoff“ für neun Streicher (2015/18): Alle drei Kompositionen hat Poppe nun mit dem Hamburger Ensemble Resonanz sowie der Bratschistin Tabea Zimmermann ersteingespielt. Und gleich zu Beginn des dreisätzigen Violakonzerts „Filz“ lässt Poppe das Soloinstrument eine fernöstliche Melodie anstimmen, die sich in einem dramatisch gespannten Netz aus halbdunklen Klangfarben und subtilen Fliehkräften zu verlieren scheint. Das ist Musik, die einen sofort packt und nicht mehr loslässt. Was auch für „Stoff“ mit seinen tonpunktgleichen Signalen, mit all seinen hektischen Schraffuren und schräg eingehängten Gesten gilt, hier gleichermaßen bewundernswert gespielt.

Guido Fischer, 29.05.2021


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