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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Sunrise – Reprise

Chris Potter Circuits Trio

Edition Records/Membran EDN1171
(55 Min., 9/2020)

Hat Corona die Musik verändert? Wenn Chris Potter Recht hat, dann hatte die Pandemie durchaus Einfluss auf die Studiosession zum Album „Sunrise – Reprise“. Es entstand im September 2020, als es in England eine kurze Phase gab, in der sich Musiker trotz der zur Eindämmung der Pandemie verordneten Kontaktbeschränkungen im Studio treffen konnten. „Eric, James und ich mussten endlich spielen“, erklärt der Saxofonist Chris Potter. Es ging darum, „all die intensiven Gefühle der vergangenen Monate in Musik umzusetzen“, und so empfanden sie es als „musikalische Erlösung“, was an einem einzigen Abend entstand.
Tatsächlich wirken die fünf Stücke wie ein Ausbruch lang aufgestauter Energie. So löst sich im Eröffnungsstück „Sunrise And Joshua Trees“ aus diffusem Synthesizergefiepse eine kräftige Saxofonmelodie, deren Auferstehungssymbolik James Francies mit einem dunklen Synthesizerbass und Eric Harland mit offener, sich immer wieder verdichtender Percussion unterstützen. Auch „Southbound“ baut das Trio langsam aus einem einfachen Saxofonmotiv auf, das bruchlos in eine packende Melange aus Jazzrock, lustvollen Improvisationen und arrangierten Passagen überführt wird. Noch deutlicher ist dies im fröhlich das Thema umkreisenden Ideen-Ping-Pong des elfminütigen „Serpentine“ zu spüren.
Mit der Piano-Saxofon-Ballade „The Peanut“ kehrt etwas Ruhe ein. Die ist auch in der Dramaturgie der Disc nötig, denn mit „Nowhere, Now Here_Sunrise Reprise“ folgt ein 24-minütiges Finale, das einerseits von Spielfreude und Improvisationslust strotzt und andererseits immer wieder in ausgearbeiteten Schlüsselpassagen mündet. Bei all dem ist zu spüren, dass es sich bei dem Chris Potter Circuits Trio um eine seit 2017 bestehende Working Band handelt, die nach Monaten der Isolation endlich wieder den Einfallsreichtum und die Energie der Partner genießt und dem entsprechend auch gelegentliche, der Spontanität geschuldete Längen nicht scheut. Insofern hat Corona sicherlich die Musik beeinflusst.

Werner Stiefele, 22.05.2021


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