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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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The Unreleased WDR Jazz Recordings 1957–1974

Kurt Edelhagen & His Orchestra

Jazzline Classic/Broken Silence 77091
(209 Min., 1957–1974) 3 CDs

Ein bisschen free durfte schon mal sein. Oder zumindest von Manfred Schoof free-ähnlich arrangiert. Mit „Triple Adventure“ des Gast-Posaunisten Albert Mangelsdorff verließ das Edelhagen-Orchester 1972 die Pfade des disziplinierten, präzis dirigierten Bigband-Jazz, und mit „Black Eyed“ und „OW Dallab“ ließ es sich 1973 und 1974 mit Gordon Beck am E-Piano auch auf Rockjazz und Fusion ein. Bereits 1967 brachte „Oni Puladi“, ein Frühwerk von Carla Bley, eine klangmalerische Abkehr von den üblichen Bigbandklängen.
Die übrigen 37 Titel der knapp dreieinhalbstündigen Werkschau zeigen vor allem eine dezent swingende Bigband, die sich vom Stil der Bigband-Heroen Duke Ellington, Count Basie oder Woody Herman abgekoppelt hat. Die andere Seite des Edelhagen-Orchesters, die Rundfunk- und Fernseheinsätze mit Unterhaltungs- und Untermalungsmusik, hat der Jazzhistoriker Bernd Hoffmann bei der Zusammenstellung bewusst ausgeklammert – sie können naturgemäß nicht Gegenstand einer Dokumentation der „Jazz Recordings“ sein.
Griff Edelhagens Bigband 1957 in Tubbes noch die Sprunghaftigkeit und Energie des Bebop auf, so wandelte sie sich zusehends in ein elegant swingendes Orchester, das mit Präzision und ohne emotionale Ausreißer musizierte. Im Lauf der Jahre gelang es Edelhagen, immer profiliertere Musiker zu gewinnen, darunter den Trompeter Dusko Goykovich, den Tenorsaxofonisten Karl Drewo, den Posaunisten Otto Bredl und später auch den Kontrabassisten Jimmy Woode, die Saxofonisten Sahib Shihab und Herb Geller sowie den Posaunisten Jiggs Whigham. Hinzu kamen Gäste wie der Mundharmonikavirtuose Jean Toots Thielemans, der für seine schwindelerregenden Höhen berühmte Trompeter Maynard Ferguson und der Sänger Mark Murphy. Das Booklet nennt Edelhagen einen „Jazz-Kapellmeister“. Damit bringt Hoffman die für Edelhagen typische Spannung zwischen Disziplin und Ausdruck auf den Punkt. Genau diese machte sein Orchester von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre zur einflussreichsten deutschen Bigband.

Werner Stiefele, 08.05.2021


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