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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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„Jazz Is Dead 006“

Gary Bartz, Adrian Younge, Ali Shaheed Muhammad

Jazz Is Dead – Indigo/375 Media 05206122
(28 Min., k. A.)

Garty Bartz erlebt mit zarten 80 Jahren seinen zweiten Frühling: Im vergangenen Jahr sorgte der Alt- und Sopransaxofonist als Gaststar der jungen Londoner Band Maisha für Aufhorchen, jetzt erweisen ihm die beiden Produzenten Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad aus Los Angeles ihre Reverenz. Und das im Rahmen einer Reihe, deren Titel sich nur ironisch verstehen lässt.
„Jazz Is Dead“ haben Younge und Muhammad, Letzterer einst DJ der Hip-Hop-Formation A Tribe Called Quest, ihre Zusammenkünfte mit legendären Improvisatoren und Sample-Lieferanten wie Roy Ayers, Marcos Valle oder Azymuth getauft. „Unser Ziel ist es, Legenden, die einen großen Einfluss auf die HipHop-Gemeinde ausgeübt haben, wieder ins Spiel zu bringen. So hoffen wir, einem noch jüngeren Publikum die großen Werke aus der Welt des Jazz näherbringen zu können“, umreißt Muhammad den Ansatz der Aufnahmen-Serie, die mit Bartz in die inzwischen sechste Runde geht.
Offen gestanden konnten die ersten fünf Teile nicht vollauf überzeugen. Was zum einen an der rauen, bewusst Fehler in Kauf nehmenden Jam-Schludrigkeit der Rhythmusgruppe lag. Und zum anderen daran, dass man die geehrten Protagonisten – allen voran den Vibrafonisten Roy Ayers – kaum hören konnte.
Das ist bei Gary Bartz definitiv nicht der Fall. Der Saxofonist, der als eines der wichtigsten Bindeglieder zwischen Bop-Tradition und Fusion-Jazz gilt, nutzt die schwer im Geist der 1970er köchelnde Groove-Grundlagen als Basis für eine unermüdliche Suche nach Melodielinien. Mal zwitschert er auf dem Sopran wie ein vergnügter Singvogel („Visions of Love“), mal verteilt er auf dem Alt Süßigkeiten („Day By Day“). Nie verfängt er sich dabei in Wiederholungen oder Licks, was angesichts des modal ausgelegten Funk-Backgrounds eine naheliegende Strategie wäre. Bartz hat einfach die Ideen und den Flow, um es im Hip-Hop-Idiom zu sagen.
Younge und Muhammad wiederum ist viel an einer historisch korrekten Aufführungs- und Aufnahmepraxis gelegen. Dazu gehören unter anderem ein Studio mit ausschließlich analogem Equipment, Frauenchöre und altes Tasten-Instrumentarium. Das erinnert entfernt an die Vorgehensweise eines Kamasi Washington. Wirkt aber allein deswegen authentischer, weil Bartz bereits mit seiner Gruppe Ntu Troop und seinen Einspielungen für die Mizell Brothers solche Musik machte, bevor Washington überhaupt geboren wurde. Und ja: Der sechste Teil der „Jazz Is Dead“-Reihe mag extrem schlaghosig-retro daherkommen. Für Gary Bartz gilt das jedoch nicht. Er zeigt den Jungen vielmehr, wie Zeitlosigkeit geht.

Josef Engels, 17.04.2021


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