Der 100. Todestag von Engelbert Humperdinck am 27. September wirft für diesen gern als Ein-Werk-Komponisten Abgestempelten schon einmal seinen gar nicht düsteren, womöglich segensreichen Schatten auf den Markt der Plattenveröffentlichungen. Jenseits von „Hänsel und Gretel“ sowie den in den letzten Jahren zaghaft auf die Bühnen zurückgekehrten „Königskindern“ gibt es da noch einiges zu entdecken. Zum Beispiel die vielerlei Arten von Bühnenmusiken, die der Wagner-Assistent verfasst hat. Als akustische Lustmacher finden sich jetzt Ausschnitte aus gleich fünf Kollaborationen auf einem neuen Album. Einige sind sogar Weltpremieren. Aber alle hören sie sich, das muss man leider sagen, eigentlich besser an, als das hier mit dem schwachbrüstigen Chor und Orchester der Oper Malmö sowie einigen faden Gesangsolisten unter der drögen Leitung des zwar auf Raritäten spezialisierten, aber temperamentlosen Dario Salvi der Fall ist. Hier also gibt es jetzt Humperdinck als Komponist von Schauspielmusiken zu Stücken von Shakespeare, Aristophanes, Dumas oder Max Reinhardt. Früher vielgespielt wurde auch die schräge, dreisätzige Kantate „Die Wallfahrt nach Kevlaar“ von 1878, die mit Mezzo, Tenor und Chor von einer Pilgerfahrt zum Marienschrein von Kevlaar und dem Tod eines kranken Kindes erzählt. Zu hören ist weiterhin ein 1905 entstandenes, martialisch trommelndes Vorspiel zur Komödie „Die Heirat wider Willen“ nach Alexandre Dumas. Es folgen sieben kurze, altertümlich atmosphärische Szenen aus der Begleitmusik zum „Kaufmann von Venedig“. Vom einstigen monströsen Max-Reinhardt-Mittelalterspektakel „Das Mirakel“, das weltweit Furore machte, gibt es die Suite zum britischen Stummfilm von 1912. Handfeste, scharf abgegrenzte Theatralität bieten hingegen drei 1908 entstandene Ausschnitte zur Bühnenmusik für „Lysistrata“.

Matthias Siehler, 17.04.2021

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