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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Uneasy

Vijay Iyer

ECM/Universal 3520696
(72 Min., 12/2019)

Als der Pianist Vejay Iyer 2011 „UnEasy“ für eine Tanzperformance im Rahmen des Sommerprogramms im New Yorker Central Park schrieb, fühlte er bereits eine Instabilität unter der Oberfläche der Dinge. UnEasy „war unser Name für eine zunehmende Ängstlichkeit innerhalb Amerikas“, schreibt er im Booklet. Und nun? „Ein Jahrzehnt weiter, wie alles schwankender und zerbrechlicher wird, wirkt das Wort ... viel zu mild für katastrophale Zeiten.“ Doch man solle nicht vergessen, dass beruhigende, heilende Musik oft bei tiefer Rastlosigkeit geboren wurde und – im Gegenzug – die turbulenteste Musik Ruhe, Gelassenheit, sogar Weisheit enthalten kann.“ Damit ist das Wesentliche zur Disc gesagt.
Mit neuer Orthografie entwickelt Iyers Trio als „Uneasy“ in der Trioversion bezaubernde Energie, wobei es zwischendurch „Salt Peanuts“ einwirft. Jedes der zehn Stücke erzählt behutsam seine eigene, emotionale Geschichte. „Children Of Flint“ soll an die Bewohner der Stadt Flint erinnern, denen die Wasserwerke jahrelang bleiverseuchtes Wasser vorsetzten. Andere hätten dies vielleicht mit wütenden Attacken gestaltet. Iyer, die Kontrabassistin Linda May Han Oh und der Schlagzeuger Tyshawn Sorey wählen die Alternative einer gefühlvollen Ballade im Fünfvierteltakt. „Combat Breathing“, das er 2014 für eine Veranstaltung an der Brooklyn Academy Of Music zu den Black-Lives-Matter-Protesten schrieb, versetzt im Elfer-Takt in eine unkriegerische, aufgewühlte Atmosphäre.
In allen Stücken, darunter eine Neufassung von Geri Allens „Drummer Song“, Iyers „Configurations“ oder „Retrofit“, versteht sich das Trio hervorragend darauf, vertrackte Rhythmen als festen Puls zu gestalten und mit dessen Sog alle Komplexität zu übertünchen. „In der Mitte des Horrors ernähren wir uns von dem Schönen – und das, meine Liebe, ist uns geblieben“, zitiert das Booklet ein Gedicht der amerikanischen Lyrikerin Rita Dove. Dem entsprechend schälen sich in Iyers Solomeditation „Augury“ als Botschaft des Sehers zarte Melodien.

Werner Stiefele, 10.04.2021


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