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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Hans Fährmann

Orgelwerke V

Dietrich von Knebel

Querstand/Klassik Center Kassel VKJK 2012
(75 Min., 8/2015 & 9/2019)

Im Jahre 2019 fiel durch eine CD mit Chormusik von Hans Fährmann, fantastisch interpretiert vom SWR-Vokalensemble unter Frieder Bernius, ein helles Schlaglicht auf diesen kaum bekannten Komponisten: Im kaum durchschaubaren Stilgewirr der „Spätromantik“, jener nicht einzugrenzenden Epoche um den Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert herum, präsentierte sich Fährmann (1860-1940) als ein „Konservativer“ insofern, als er den Boden der Kadenzharmonik nicht verlassen hat. Gleichzeitig jedoch hat er im Rahmen der Tradition zu einer harmonischen Sprache gefunden, die in einigen Aspekten unverwechselbar ist und in atemberaubenden Momenten immer wieder an den Grundfesten der Kadenzharmonik rüttelt. Mit den Chorklängen der Motetten-CD unauslöschlich im Ohr wurde der Rezensent auf die schon länger laufende Gesamteinspielung der Orgelwerke Fährmanns aufmerksam, die der in Frankfurt-Höchst beheimatete Dietrich von Knebel an verschiedenen Orgeln verwirklicht. Spätestens in den ungeheuer atmosphärischen „Abschieds- und Friedensgesängen op. 66“ (im Untertitel „Zehn Stücke für Krematorien“), die Knebel passenderweise an den Orgeln des Johannesfriedhofs und des Krematoriums von Tolkewitz in Dresden eingespielt hat, begegnet die Hörerschaft wieder diesen fesselnden harmonischen Momenten, die einen – hier zudem passend zur Bestimmung – kurzzeitig immer wieder aus den alltäglichen Hörgewohnheiten herauskatapultieren. Wenn schon das Hören ein Abenteuer ist, dann gilt dies wohl für das Spielen erst recht: Dietrich von Knebel, der die Musik Fährmanns durch Zufall (ein ihn behandelnder Arzt entpuppte sich als Urenkel des Komponisten) kennengelernt hat, fühlte sich denn auch zunächst durch die aus dem Notentext unmittelbar hervorstechenden technischen Schwierigkeiten zur Vertiefung in Fährmanns Musik herausgefordert. Diese Schwierigkeiten vermitteln sich beim Hören der „Sonate Nr. 6. Op. 24“, dem anderen Werk dieses Programm, ohne Weiteres: Sinfonischer Orgel-Wahnwitz der Max-Reger-Kategorie, mindestens. Eine Tour de Force nicht nur für den Interpreten.

Michael Wersin, 27.02.2021


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