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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Georg Philipp Telemann

„Polonoise“

Holland Baroque, Aisslinn Nosky

Pentatone/Naxos PTC5186876
(68 Min., 8/2020) SACD

Georg Philipp Telemann hat 1705 mit einer autobiografischen Notiz verkündet: „Als der Hof sich ein halbes Jahr lang nach Plesse, einer oberschlesischen, promnitzischen Standesherrschaft, begab, lernete ich so wohl daselbst als in Krakau, die polnische und hanakische Musik in ihrer wahren barbarischen Schönheit kennen“. Hanakische Musik war für Telemann die folkloristische Nationalmusik im damaligen Mähren, der heutigen Slowakei, innerhalb der Donaumonarchie Österreich-Ungarn. Speziell deren ungarische Einflüsse, abgelauscht von Telemann über Haydn, Mozart bis hin zu Liszt und Lehár, entsprachen aber auch bei den damals zugewanderten Zigeunern absolut den dort vorgefundenen, folkloristisch-osteuropäischen Musiktraditionen. Sie sind also nicht originär „zigeunerisch“, wie gern dargestellt. Den polnischen und hanakischen statt den sonst üblich deutschen, französischen oder italienischen Einflüssen im Werk des kosmopolitischen Vielschreibers Telemann geht die jüngste Pentatone-CD des niederländischen Kammerensembles Holland Baroque mit der fein sich assimilierenden Barockgeigerin Aisslinn Nosky nach. Und stellt mit „Polonoise“ nicht den folkloristisch inspirierten Tänzeschatz dieses europäischen Geografie-Kriegszankapfels dar, sondern konzentriert sich – etwa Mazurka und Krakowiak beiseitelassend – ganz auf die französisch „Polonaise“ getauften Tänze im Zweivierteltakt. Zwei „polnische“ Konzerte, die „Partie Polonois“ und drei Tänzesammlungen namens „Polonie“, „Polonesie“ und „Hanac“ finden sich auf dieser reizvoll zu hörenden CD. Der osteuropäische Einfluss ist nur in wenigen harmonischen Wendungen zu hören, an Chopins Melancholie kaum zu denken. Selten kontemplativ, meist fröhlich spielt Holland Baroque in dieser abwechslungsreichen, doch spezifischen Werkesammlung auf.

Guido Fischer, 06.02.2021


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Kommentare

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ChristophKrall
Zigeuner-Musik also. Vielleicht schenkt jemand Herrn Fischer einen Duden.


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