Ondine/Naxos ODE1326-2
(45 Min., 6/2016, 8/2017, 5/2018)
Der finnische Komponist Antti Auvinen, Jahrgang 1974, dachte zunächst daran, klassischer Gitarrist zu werden. Doch bald wurde ihm klar, dass er Musik nicht nur interpretieren, sondern am liebsten selbst erschaffen wollte. Nach dem Studium an der konservativen Musikakademie in Prag und am progressiven Amsterdamer Konservatorium fand er mit etwa 30 Jahren zu einem eigenen Stil. Auvinens Musik wird durch allerlei rhythmische Experimente und den Einsatz verschiedenartiger Perkussionsinstrumente geprägt. Von explosiver Kraft ist das Stück „Junker Twist“, das 2015 vom Finnish Symphony Orchestra uraufgeführt wurde. Sich wild mischende Rhythmen werden durch den üppigen Einsatz von teils knarzenden Blechbläsern gewürzt. Begeistert reagierten Publikum und Kritiker auch auf seine Komposition „Himmel Punk“, die ein Jahr später erstmals auf der Biennale von Tampere zu hören war. Auvinen, so erfährt man im Booklet-Text zu seinem neuen Album, verstehe seine Musik auch als gesellschaftskritischen Kommentar. Die Pfiffe, die das Orchester in „Himmel Punk“ aussendet, sollten den Druck der Massen auf die Individuen begreiflich machen. Auf aufwühlende Passagen folgen dann zarte Harfen- und Klavierklänge, die eine meditative Ruhe verströmen. Zu „Turbo Aria“ ließ sich Auvinen durch historische Schallplattenaufnahmen finnischer Sopranistinnen inspirieren. Deren Stimmen werden mit Hilfe eines Samplers verfremdet. Die durch moderne Technologien bis zur Unkenntlichkeit veränderten Aufnahmen aus dem vorigen Jahrhundert sollen eine gedankliche Brücke zwischen finnischen Auswanderern in früheren Zeiten und den heutigen Flüchtlingsströmen schaffen. Ein ungewöhnliches Hörerlebnis!
Corina Kolbe, 09.01.2021
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