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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Léo Ferré, Ludwig van Beethoven, Giovanni Sollima

„Searching for Ludwig“ („Muss es sein? Es muss sein!“, Streichquartette opp. 131 & 135, „Note Sconte“)

Kremerata Baltica, Mario Brunello, Gidon Kremer

Alpha/Note 1 ALP660
(79 Min., 7/2011, 10/2019)

Mit seinem letzten Streichquartett op. 135 hat Ludwig van Beethoven seinen Interpreten ein kleines Rätsel hinterlassen. Denn warum er den Finalsatz mit den berühmt gewordenen Worten „Muss es sein? Es muss sein!“ spickte, konnte bis heute nicht ganz geklärt werden. Auf jeden Fall schwingt in diesem Frage-Antwort-Spiel ganz klar Beethovens unbedingter Wille mit, die musikalische Welt gegen alle Widerstände aus den Angeln zu heben. Nun springt einen der radikale Beethoven in diesem vierstimmigen Schwanengesang nicht unbedingt an. Und erst recht nicht in der Fassung für Streichorchester, die der Cellist und Dirigent Mario Brunello für seine etwas andere Beethoven-Perspektive „Searching for Ludwig“ ausgewählt hat. Die schnellen Ecksätze atmen da eher salonhaftes, gutmütiges Flair. Immerhin das „Lento“ entpuppt sich dank der verlockend schönen Klangkultur der Kremerata Baltica als reinstes Beethoven-Idyll. Was für ein Menschheitsdrama man aber aus „Muss es sein? Es muss sein!“ machen kann, bewies Mitte der 1970er-Jahre der französische Draufgänger-Chansonnier und Beethoven-Fan Léo Ferré mit seinem gleichnamigen, in Französisch und in Italienisch aufgenommenen Chanson. Die italienische Fassung haut uns jetzt Ferré aus dem Jenseits und mit seiner Reibeisenstimme regelrecht um die Ohren – in einem Arrangement für Cello, Streicher und Percussion, das Valter Sivilotti für diese Aufnahme eingerichtet hat. Und der Kontrast von diesem „Muss es sein? Es muss sein!“ zur Streicherorchester-Version von Beethovens „Muss es sein? Es muss sein!“-Quartett kann eigentlich nicht größer sein. Gleiches gilt für die zweite Paarung auf „Searching for Ludwig“. Vom italienischen zeitgenössischen Komponisten Giovanni Sollima stammt „Note Sconte“, ein so vertrautes und doch so fernes Spiel mit musikalischen Gedankensplittern Beethovens. Das Finale gehört dann Kremerata-Baltica-Gründer Gidon Kremer, der aus dem Streichquartett op. 131 in der (anonymen) Streichorchesterfassung einen Klangideenkosmos entstehen lässt, der einen so berührt wie staunen macht.

Guido Fischer, 12.12.2020


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